08.08.2013 - Viertes Feuer innerhalb Jahresfrist
Friedberg (jw). Dreimal rückte die Feuerwehr im letzten Jahr aus, nun war es wieder soweit: Im Keller eines Mehrfamilienhauses in der Kaiserstraße 191, das im vergangenen Sommer von einer Brandserie heimgesucht wurde, ist am Mittwochmorgen erneut ein Schwelbrand ausgebrochen. Es entstand erheblicher Sachschaden.
Die Feuerwehr rettete vier Personen aus dem Haus, es wurde niemand verletzt. Die Polizei hat die Brandursachenermittlung aufgenommen. Die 20 Bewohner sollten am Nachmittag wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Die Kaiserstraße war bis 11 Uhr zwischen Ockstädter und Homburger Straße komplett gesperrt.
Stefan Straßburg ist verzweifelt. »Ich bin sprachlos«, sagt der Eigentümer des dreistöckigen Hauses in der Kaiserstraße 191, während schwarzer Qualm aus den Kellerfenstern dringt. Drei Mal brannte es im Sommer letzten Jahres in dem Haus, beim letzten Mal vor fast genau einem Jahr entstand ein erheblicher Sachschaden, neun Bewohner wurden damals mit Rauchvergiftungen in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. »Ich bin froh, dass diesmal niemand verletzt wurde«, sagt Straßburg. Aber der Ärger und die Ungewissheit, was es mit den Bränden auf sich hat, beginnt von vorne.
Nach dem letzten Brand hatte Straßburg den Keller des Hauses komplett neu ausbauen lassen. »Neue Stromversorgung und Gasleitungen, neue Haustür, Rauchmelder im Treppenhaus«, zählt er auf. Die Versicherung habe den Schaden weitgehend übernommen, darauf hofft er auch diesmal. »Aber alles zahlen die nicht.« Die Rauchmelder machten sich gestern bezahlt. »Ich hab’ ein Piepen gehört, bin raus ins Treppenhaus und habe den Qualm gesehen«, berichtet ein 59-jähriger Bewohner. Das war kurz vor 9 Uhr, da hatte ein Nachbar bereits die Feuerwehr benachrichtigt. Um 8.48 Uhr ging die Meldung ein, wenige Minuten später waren die ersten Einsatzkräfte vor Ort. »Rauch drang aus dem Keller und aus einem Fenster, das Treppenhaus war ebenfalls verqualmt«, berichtet Stadtbrandinspektor Michael Stotz, der zusammen mit Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann den Einsatz leitete. Nachdem klar war, dass sich noch mehrere Personen in dem Gebäude befanden, wurde zusätzlich zur Friedberger Drehleiter auch die Leiter aus Bad Nauheim alarmiert. Eine Frau und ihr Kind wurden aus dem Dachgeschoss geborgen, zwei weitere Personen wurden über Steckleitern evakuiert. Das Treppenhaus als Fluchtweg schied zu diesem Zeitpunkt für die Bewohner aus.
Die Kaiserstraße war in Höhe der Kreuzung zur Mainzer-Tor-Anlage gesperrt, Polizisten leiteten den Verkehr um, drei Rettungs- und ein Notarztwagen waren vorsorglich im Einsatz, dazu 46 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus der Kernstadt, aus Ockstadt und aus Dorheim. Die Löscharbeiten gestalteten sich teilweise schwierig, da zunächst die Stromzufuhr abgeschaltet werden musste, um die Atemschutzgeräteträger, die angesichts der Schwüle mächtig schwitzten, nicht zu gefährden. Mit Entlüftern wurde das Gebäude vom Qualm befreit.
Auch wenn der Brand nach den Fällen im letzten Jahr für die Bewohner nichts Neues war: »Das ist immer wieder ein Schock«, sagt ein 42-Jähriger. »Ich ziehe demnächst nach Berlin, wollte gerade per Internet ein paar Sachen verkaufen, mein Bett zum Beispiel.« Da der Qualm auch in seine Wohnung drang, sind Möbel und andere Dinge nun unverkäuflich. »Ich habe gerade noch eine Tasche geschnappt und bin raus«, schildert er den Moment, als er den Rauch entdeckte. »Ich will hier nicht mehr wohnen.«
Nach den drei Kellerbränden am 18. und 19. Juli sowie am 3. August 2012 in der Kaiserstraße 191 stand für die Kripo fest, dass es sich um Brandstiftung handelte. Zum Stand der Dinge hält sich die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen bedeckt.
Quelle: Wetterauer Zeitung online vom 08.08.2013