02.06.2008 - Über 140 Feuerwehren bei Unwetter gefordert - Leitstelle verzeichnet 400 Notrufe

Andrea Hennecke  REGION. Freitagabend, kurz vor 19 Uhr. Dicke Wolken brauten sich zusammen und verdunkelten den Himmel. Eine Unwetterfront mit Blitz und Donner, Sturmböen, sintflutartigem Starkregen und Tischtennisball großen Hagelkörnern im Gepäck entlud sich über weite Teile des Kreises. Das Wetter hielt die Menschen, vor allem aber mehr als 140 Feuerwehren der Region, in Atem. Die Leitstelle in Friedberg hatte bis Samstagfrüh mehr als 400 Notrufe zu koordinieren. Vor allem die Gemeinden Altenstadt, Florstadt, Wölfersheim, Reichelsheim und Echzell waren betroffen. Dort waren die Feuerwehrleute bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. Mit Wasser und Schlamm voll gelaufene Keller, blockierte Straßen durch umgestürzte Bäume sowie eingestürzte Dächer boten sich den örtlichen Feuerwehren.

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Im Bahnhof Reichelsheim fiel eine Weide auf die Gleise.
Bild: Alexander Hitz, Wf FF Reichelsheim

Besonders schwer betroffen war Florstadt. Die erste von 160 Alarmierungen ging dort um 18.53 Uhr ein. Der stellvertretende Stadtbrandinspektor Markus Albus fasst zusammen: "Den höchsten Schaden hatte das Gewitter im Möbelhaus Straube angerichtet. Das Dach des Gebäudes hatte dem Gewicht der Wassermassen nicht standgehalten und ist eingestürzt. Dadurch ist das Wasser in die Lager- und Ausstellungsräume gelaufen, was zu erheblichen Schäden führte." Nur zusammen mit den Kameraden der Friedberger Feuerwehr sei man "Herr der Lage" geworden. "In der Zeit von Freitagabend, 20 Uhr, bis Samstagfrüh, 4.30 Uhr, waren unsere Leute ununterbrochen im Einsatz. Am Samstag ging es von 8 bis 15 Uhr weiter", beschreibt Markus Albus die hohe Belastung. Alle 80 Feuerwehrleute waren mit dem gesamten Fuhrpark von 18 Fahrzeugen und der Unterstützung der Wehren aus Kaichen, Büdingen und allen Ortsteilen im Einsatz. Dabei galt es nicht nur, umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen und Keller von Wasser und Schlamm zu befreien - auch moralischen Beistand mussten die Floriansjünger leisten. Das Fazit des stellvertretenden Stadtbrandinspektors: "Nach diesem Einsatzmarathon sind unsere Kameraden platt." Auch die Mitarbeiter der Stadt und des Bauhofs zeigten Einsatzbereitschaft. "Sie haben mit Baggern Gräben gezogen und Schlamm von den Straßen entfernt. Zudem wurden alle Kindergärten überprüft", berichtet Bürgermeister Herbert Unger. Personen seien nicht zu Schaden gekommen.

 

 

In Altenstadt wütete ebenfalls das Wetterchaos. "Wir sind am Freitagabend das erste Mal um 20.30 Uhr zu einem Verkehrsunfall auf der Landesstraße 3189 in Richtung Golfplatz ausgerückt. Auf einen Pkw war ein Baum gefallen. Wir mussten eine eingeklemmte Person aus dem Wrack befreien", berichtet Gemeindebrandinspektor Rainer Vetter vom ersten der 67 Einsätze, zu denen etwa 100 Kameraden mit 21 Fahrzeugen ausrückten. "Heegheim war komplett unter einer 20 Zentimeter dicken Schlammschicht abgesoffen. Dort mussten wir mit einem Saugwagen ran, um die Kanäle in den Straßen leer zu pumpen", so Vetter. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit sah er im Ortsteil Waldsiedlung, wo das komplette Dach eines Unterstandes für Pferde weg geflogen sei. "Die Tiere blieben unverletzt.“ Eine besondere Herausforderung sei der Einsatz im Neubaugebiet "An der Hollerstände" in Altenstadt gewesen. Die dort aufgeschüttete Erde hatte sich mit den Wassermassen vermengt und ist in die Häuser geschwemmt worden. "Mit 400 Hohlblocksteinen haben wir einen Schutzwall errichtet und zudem noch 500 Säcke mit Sand gefüllt und aufgeschichtet", rechnet er auf. Am Samstag seien 50 Leute mit Nacharbeiten beschäftigt gewesen. "Letzter Einsatz war am Sonntag um neun Uhr am Schützenhaus. Dort haben wir einen Baum weg geschnitten und die Zufahrt wieder hergestellt", berichtet Vetter.

In Nidda hatte die Kernstadt einiges abbekommen. Stadtbrandinspektor Matthias Holland bilanziert: In der Bahnhofstraße fiel ein Baum auf ein parkendes Auto, auf der Bundesstraße 457 zwischen Nidda und Ranstadt blockierte ein Baum die Fahrbahn, außerdem kamen bei voll gelaufenen Kellern Tauchpumpen zum Einsatz. Die Drehleiter half in Echzell-Gettenau aus. Dort drohte eine Giebelwand einzustürzen. Bis 4 Uhr in der Früh waren die Jungs dort gefordert."

Quelle: Kreis-Anzeiger online vom 02.06.08