14.05.2014 - Reichelsheim - Feuerwehren stellen um auf Digitalfunk

Die Fahrzeughalle sieht aus wie eine Werkstatt. Auf den Tischen in einer der Fahrzeughallen stehen allerhand Werkzeuge, Kartons mit Funkgeräten und vorgefertigte Ein- und Anbauteile. In der zweiten Halle steht das große Löschfahrzeug, ein 13 Tonnen schwerer LKW. Darunter gucken vier Füße raus, leises Fluchen ist zu hören. "Kannst Du mir mal einen Lappen bringen?" ruft einer der Feuerwehrmänner. Es ist Lars Weisel, der stellvertretende Wehrführer der Reichelsheimer Feuerwehr. Zusammen mit Wehrführer Benjamin Freiter und Ingo Fechtner geht er Alexander Hitz beim Einbau der neuen Digitalfunkgeräte zur Hand. Gerade sind sie dabei, ein Verbindungskabel zwischen Motorblock und Vorderachse durch das Fahrgestell des LKWs zu verlegen - eine schmierige Angelegenheit.

Alle vier haben einen Feiertag geopfert um die alten analogen Fahrzeugfunkgeräte aus den Fahrzeugen aus- und die neuen Digitalfunkgeräte einzubauen. Mit dem Löschfahrzeug haben die Feuerwehrmänner die meiste Arbeit. Neben dem Einbau des eigentlichen Funkgeräteblocks, müssen Antenne und zwei Sprechstellen montiert und die Kabel dafür verlegt werden. Eine der Sprechstellen befindet sich am Bedienstand der Pumpe. Damit kann der Maschinist oder der Einsatzleiter mit der Leitstelle oder anderen Einsatzkräften später sprechen, ohne ins Fahrzeug klettern zu müssen. Von der Fahrerkabine aus muss dazu ein Verbindungskabel durch den Fahrzeugrahmen bis zum Heck gezogen werden. Das ist nicht ganz so einfach, denn die Kabel haben bereits montierte Stecker und passen nicht durch jede Öffnung oder jeden Schlitz. Jedes Fahrzeug hat seine Besonderheiten, spezielle Anbauteile sind erforderlich und mussten vorbereitet werden. Diese Arbeiten hat Alexander Hitz übernommen. Er hat zuvor die Geräte am Funkmessplatz in Betrieb genommen und die Einbaumöglichkeiten in den Fahrzeugen geprüft. Neue Blenden für den Funkturm im Löschfahrzeug wurden gefertigt, verschiedene Halterungen wurden zugeschnitten, vorgebohrt und lackiert. Auch die Verkabelung der Geräte wurde weitgehend vorbereitet, so dass der Einbau der Geräte in den drei Reichelsheimer Fahrzeugen innerhalb eines Tages durchgeführt werden konnte.

Während die Funkgeräte aus dem Haushalt der Stadt finanziert wurden, hat der Feuerwehrverein die Zusatzkosten für Kleinteile und Anbauteile übernommen. Rund 250,- Euro wurden investiert, resümiert Marius Becker, der Rechner der Reichelsheimer Wehr. Mit dem Einbau der neuen Funkgeräte durch die Feuerwehr hat die Stadt Reichelsheim viel Geld gespart. Rund 70 Stunden Einbauzeit für die Fahrzeugfunkgeräte und die schon vor einigen Monaten eingebauten Handfunkgeräte verbuchen alleine die Reichelsheimer Kameraden.
Aus den fünf Stadtteilwehren werden ähnlichen Zahlen genannt. Insgesamt wurden 14 Fahrzeugfunkgeräte und 49 Handfunkgeräte in den Fahrzeugen verbaut. Der von den Feuerwehrleuten getragenen Einbauaufwand beträgt ca. 50 Stunden je Fahrzeug, schätzt Stadtbrandinspektor Michael Paulencu. Rund 40.000,- Euro hat die Stadt Reichelsheim bisher für den Digitalfunk investiert. Durch den Einbau der Geräte durch die Feuerwehr selber konnten pro Fahrzeug ca. 800,- Euro eingespart werden. Die Feuerwehrvereine tragen mit rund 1000,- Euro die Zusatzkosten für Kleinmaterial und Zubehör. Nur der Einsatzleitwagen wird noch eine Zeit lang parallel mit dem alten Analogfunk bestückt bleiben, sagt Paulencu.

In Reichelsheim folgen dem Löschfahrzeug, nach einem gemeinsamen Grillen mittags mit den Partnerinnen, das Mannschaftstransportfahrzeug und der Gerätewagen. Nach rund neun Stunden Arbeit wurden aus den Fahrzeugen die ersten digitalen Funkverbindungen mit der Zentralen Leitstelle in Friedberg hergestellt. "Verständigung klar und deutlich!" meldet die Leitstelle. Hervorragend, das war‘s. Aufräumen, Feierabend.


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Benjamin Freiter (auf dem Dach) und Lars Weisel montieren am Löschgruppenfahrzeug LF16/12
die neue Antenne für den Digitalfunk. Neben dem eigentlichen Tetra-Funksignal liefert sie auch das
GPS-Satellitensignal zu einer möglichen Ortung bzw. Standortbestimmung des Fahrzeugs.

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Lars Weisel (links) und Benjamin Freiter suchen im Fahrerhaus des Löschgruppenfahrzeugs
nach einem möglichen Weg für die beiden zu verlegenden Antennenkabel.

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Blick ins Führerhaus des Löschgruppenfahrzeugs: Der Beifahrersitz musste ausgebaut werden
um alle nötigen Kabel zu verlegen. In der Bildmitte sieht man die Funkkonsole. Sie musste
ebenfalls ausgebaut und angehoben werden, um die nötigen Kabel einzuziehen.

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Die Hecksprechstelle am Löschgruppenfahrzeug ist montiert und verkabelt. Hierüber kann im
Einsatzgeschehen der Funkverkehr vom Arbeitsplatz des Maschinisten aus verfolgt werden.

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Ingo Fechtner hat auf der Beifahrerseite die Dach- und Holmverkleidung geöffnet und verlegt
die beiden Antennenkabel in die Mittelkonsole. Das Fahrzeug war zwar bereits mit einer Antenne
für den Tetra-Funk ausgerüstet, diese verfügte jedoch nicht über einen GPS-Teil und musste
ersetzt werden.

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Im Gerätewagen-Logistik wird es eng: Lars Weisel und Ingo Fechtner fädeln ein sogenanntes
"Ethernetkabel" durch die Mittelkonsole. Es verbindet den eigentlichen Funkgeräteblock mit
dem Handsprech- und Bedienapparat.

 

Text und Bilder: Alexander Hitz, FF Reichelsheim