REICHELSHEIM-WECKESHEIM (ida). Laut dröhnen die Martinshörner der festlich geschmückten Mannschaftstransportwagen (MTF) über den Weckesheimer Nikolausmarkt vorm Feuerwehrhaus. Die Laute verkünden: Nun ist es soweit, Bürgermeister Gerd Wagner übergibt die beiden neuen Einsatzfahrzeuge an die Weckesheimer und Reichelsheimer Feuerwehr. Es wird Wagners letztes Zusammentreffen mit so viel Feuerwehrmännern und -frauen in seiner 24-jährigen Amtszeit. Routiniert findet er freundliche Worte und betont wie wichtig die Feuerwehren für eine Gemeinde sind: "Die Feuerwehren leisten ehrenamtlichen Dienst an der Gemeinde, wer sich in der Feuerwehr engagiert, hat ein hohes Pflichtbewusstsein", lobt Wagner. "Wenn andere nach Hilfe rufen, kommt die Feuerwehr." Die Pflicht der Kommune ist es, die Feuerwehren mit dem notwendigen Gerät auszustatten. Längst kann die öffentliche Hand das nicht mehr zu 100 Prozent aus eigenen Mitteln stemmen, deshalb ist die Unterstützung der Feuerwehrvereine nötig. Die Vereine aus Weckesheim und Reichelsheim waren sich schnell einig, dass sie ans Ersparte gehen, um bei der Finanzierung der nötigen Autos zu helfen. Jeder Verein machte rund 18 000 Euro locker, um sich an den Kosten von 47 000 Euro je Wagen zu beteiligen. "Da wird so manches Fest nötig sein, damit die Vereine wieder Geld einnehmen können", sagte Wagner.

"Wir haben jahrelang gewusst, dass wir die Autos benötigen und Geld zurückgelegt", sagt Stadtbrandinspektor Michael Paulencu. "Es ist das erste Mal, dass in der Stadt zwei Mannschaftstransportwagen gleichzeitig angeschafft wurden", erklärt Paulencu. Während einiger Besichtigungen sei schnell klar geworden, welche Wagen angeschafft werden sollten, die Unterstützung der städtischen Gremien war den Feuerwehrleuten sicher. "Bei der Entscheidung über die Anschaffung gab es im Parlament keine Diskussion", versichert Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert. Also wurden zwei baugleiche Wagen bestellt, die sich nur durch Details in der Innenausstattung unterscheiden: Das Weckesheimer Auto wurde mit einem Tisch und einem weiteren Funkgerät ausgestattet, damit es im Einsatz als Zentrale dienen kann. Im Kofferraum hat der Lüfter einen Platz. "Das ist das Gerät, das wir sehr oft brauchen, um Qualm fort zu blasen", erklärt Paulencu. Auf zusätzliche Ausstattung verzichtete die Reichelsheimer Wehr. "Wir brauchen das MTF hauptsächlich, um die Jugendfeuerwehr zu fahren", sagt der Reichelsheimer Wehrführer, Alexander Hitz. "Das Geld ist hier richtig angelegt, unser altes Fahrzeug war fast 30 Jahre alt und entsprach nicht mehr dem neuesten Sicherheitsstandard, es hatte keine Anschnallgurte", zählt er auf. Seine Jugendwehr hat längst Pläne geschmiedet, wohin die nächsten Ausflüge gehen werden. "Zur Berufsfeuerwehr nach Frankfurt-Nied", verrät Jugendwart Torsten Rieß. "Und im nächsten Jahr zu etlichen Wettkämpfen im ganzen Kreis."

Doppelten kirchlichen Segen gab es für die beiden neuen Feuerwehrfahrzeuge von den beiden Pfarrern Bodo Leinberger (Weckesheim) und Antje Müller (Reichelsheim). Leinberger erinnerte an den Heiligen Sankt Florian, den Schutzpatron aller Berufe, die mit Feuer zu tun haben, und an die Barmherzigkeit mit der die ehrenamtlichen Feuerwehrleute ausgestattet sind. "Barmherzigkeit darf in unserer immer kommerzieller werdenden Gesellschaft nicht verloren gehen, es ist wichtig Menschen in Not beizustehen." Kein Einsatz ist den Feuerwehrleuten zu viel, die Bevölkerung wisse den Dienst der Feuerwehren zu schätzen, lobt Leinberger. Pfarrerin Müller sprach ein Gebet und Leinberger segnete die Fahrzeuge: "Mögen sie lange halten, für alle, die gefährliche Einsätze fahren, bitten wir um Gottes Segen." Um einen Applaus für die Feuerwehrvereine bat Kreisjugendwart Marco Reis, der Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann vertrat. "Fahrzeuge für Feuerwehren anzuschaffen, ist immer ein heikles Thema, es wird aber Geld von Bürgern für die Bürger eingesetzt", betonte Reis. Einige Gäste beschauten sich die neuen Wagen ganz genau, andere unter ihnen der neue Bürgermeister Bertin Bischofsberger, Stadtrat Barthel Löhr, SPD-Fraktionschef Rainer Schauermann und etliche andere Stadtverordnete bummelten anschließend über den Nikolausmarkt der Feuerwehr. In den etwa zehn Buden wurde Weihnachtliches von selbstgebackenen Plätzchen bis gebastelten Karten ebenso wie Verpflegung vom Schmalzbrot bis Waffeln angeboten. Im Feuerwehrhaus gab es Kaffee und Kuchen. Der Anziehungspunkt für die Kinder war die von der Jugendfeuerwehr aufgestellte Karrera-Bahn, mit der so manches Rennen ausgetragen wurde.

Gottes Segen für die beiden neuen Mannschaftstransportwagen der Reichelsheimer und Weckesheimer Feuerwehr, von links Pfarrerin Antje Müller (Reichelsheim), Pfarrer Bodo Leinberger (Weckesheim), Bürgermeister Gerd Wagner, Wehrführer Alexander Hitz, Stadtbrandinspektor Michael Paulencu und der stellvertretende Weckseheimer Wehrführer Karl-Heinz Rieß.

Symbolische Schlüsselübergabe durch einen Händedruck von Bürgermeister Gerd Wagner an Stadtbrandinspektor Michael Paulencu, fast 50 Feuerwehrmänner und -frauen sowie viele Gäste des Weckesheimer Nikolausmarktes der Feuerwehr beobachteten die Zeremonie.

Details zu den Fahrzeugen auf www.ff-reichelsheim.de unter "Fahrzeuge"