13.07.2010 - Altenstadt (geo). Ein Helfer reicht Marina Salz ein Kehlkopfmikrofon. Damit kann die Butzbacherin, bei 33 Grad im Schatten mit einem gas-und wasserdichten Schutzanzug bekleidet, ohne Einsatz ihrer Hände funken. Ihre Füße stecken in Gummistiefeln, die ebenso wie die Einweghandschuhe abgeklebt werden. Jetzt fehlt nur noch die Atemschutzmaske, wie sie während eines realen Einsatzes auch verwendet wird.

  20100713_Dekon-V
Marina Salz im gas- und wasserdichten Schutzanzug.

Was wie ein Ernstfall aussieht, ist in Wirklichkeit eine Demonstration über die erschwerten Einsatzbedingungen in einer Gefahrenabwehr-Einheit.

Der Hintergrund: Kürzlich stellte der Kreis-Katastrophenschutz-Dezernent Ottmar Lich auf dem Gelände der Rettungswache eine neue Gefahrenabwehr-Einheit in Dienst. Gestellt wird die Einheit vom Malteser Hilfsdienst (MHD). Die Spezialeinheit mit der Bezeichnung »Schnelleinsatzgruppe Dekontamination Verletzter« (SEG Dekon V) wird ab sofort zusammen mit dem Gefahrstoff-ABC-Zug des Wetteraukreises alarmiert. Rund 30 Männer und Frauen, alles »Rettungsdienstler«, verrichten in der neuen Spezialeinheit ihren Dienst. »Es ist eine Einheit, die den Katastrophenschutz des Wetteraukreises abrundet«, sagte Hagen Vetter, Leiter der Unteren Katastrophenschutzbehörde (UKB).

Lich erklärte, er freue sich, dass die Malteser die Einheit aufgebaut hätten. Die Organisation sei sehr zuverlässig. Es gebe Immer mehr unbekannte Gefahrenstoffe. Ungewöhnlich sei die Tatsache, dass Hilfsorganisationen aus der so genannten »weißen Fraktion« solche Sonderaufgaben übernähmen. Die eigentliche Dekontamination obliege den Feuerwehren. Im Wetteraukreis tragen die Freiwilligen Feuerwehren aus Friedberg und Büdingen gemeinsam den Gefahrstoff-ABC-Zug (GABC-Z), eine Sondereinheit des Katastrophenschutzes. Diese Spezialisten können im bestimmten Umfang atomare, biologische und chemische Stoffe aufspüren, messen und entgiften. Innerhalb des MHD Altenstadt, der den ersten Sanitätszug im Kreis stellt, haben sich 30 freiwillige Helfer bereit erklärt, sich einer speziellen Ausbildung und körperlichen Tauglichkeitsuntersuchung zu unterziehen. Die Ausstattung und Untersuchungen wurden vom Wetteraukreis mit rund 3000 Euro finanziert. Aus Sicht von Dr. Reinhold Merbs vom Fachdienst Gesundheit und Gefahrenabwehr ist die Spezialeinheit sinnvoll, da seit 2008 für jedes Krankenhaus ein Notfallplan vorliegen muss. Die Dekontamination im Kreis sei allerdings nicht geregelt. »Die Krankenhäuser wären damit überfordert. Die Logistik muss gesteuert und strukturiert werden. Sie muss im Kreis funktionieren und auf die Nachbarregion ausgedehnt werden. Dazu ist eine starke Gruppe notwendig, die die Aufgaben glaubhaft macht«, so Merbs. »Wir bilden seit knapp eineinhalb Jahren Personen in kleinen Gruppen dafür aus«, ergänzte Zugführer Sebastian Kinzer. Erlernt werde der Umgang mit Gefahrenstoffen sowie die Spot-Dekontamination. Dabei würden nur bestimmte Teile eines Verletzten für die eigentliche Dekontamination durch die Feuerwehr vorbereitet. Die Spezialeinheit sei für maximal zehn verletzte Personen ausgelegt.

Realistisch zu bewältigen seien zum Beispiel Personenunfälle auf der Gefahrgutautobahn A5 oder der A45 oder Chlorgasaustritte im Schwimmbad. Auch erste Übungen mit dem GABC-Zug in Büdingen fanden bereits statt. Mit dem offiziellen Startschuss der Einheit ist die »SEG Dekon V« für die zentrale Leitstelle in Friedberg nun eine zusätzliche Größe für den Wetteraukreis als Einsatzgebiet. Die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr wird als sehr wichtig erachtet.

Quelle: Wetterauer Zeitung online vom 13.07.2010