28.09.2010 - Gemeinsame Übung der Feuerwehren der Gemeinde Echzell - Gefahrguttransporter stellt Einsatzkräfte vor ungewohnte Probleme

(pha). Menschen in Not sehen, aber nicht sofort helfen dürfen. Das war für die Einsatzkräfte der Feuerwehren der Großgemeinde Echzell am Samstag eine neue Erfahrung. Sie durften nicht sofort eingreifen, sondern mussten einige Minuten warten und durften derweil lediglich die Unfallstelle absperren.

Die Echzeller Wehrführung hatte sich für die Großübung, die im Gewerbegebiet „Am Mühlbach“ stattfand, etwas Besonderes einfallen lassen. Während in einer Autowerkstatt ein Feuer ausgebrochen war und im verrauchten Gebäude noch vier Menschen vermisst wurden, hatte sich nicht weit davon ein Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen ereignet. Für Brisanz sorgte dabei die Tatsache, dass direkt neben dem Unglückort ein Gefahrguttransporter stand. Für die Einsatzkräfte war zunächst nicht ersichtlich, ob dieser in das Geschehen verwickelt und vielleicht beschädigt war oder ob er dort einfach nur abgestellt worden war.

Nachdem am Transporter das Gefahrstoffschild entdeckt worden war, zogen sich die Einsatzkräfte vorschriftsmäßig von der Unfallstelle zurück. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt und die Einsatzleitung musste in Erfahrung bringen, was der Transporter geladen hatte. Nachdem der Stoff identifiziert war, wurde überprüft, ob der Transporter Leck geschlagen war oder andere Gefahren von ihm ausgingen. Erst dann durfte der Einsatzleiter weitere Anweisungen geben und die Menschenrettung anordnen.

Thomas Diederich, der die Arbeit der Feuerwehr an der Unfallstelle protokollierte, erklärte dazu: „Das ist eine völlig neue Situation für unsere Leute. Sie sehen die hilflosen Personen, dürfen aber nicht ran.“ Bei der Ausarbeitung der Übungsaufgaben habe man Wert auf die Abarbeitung nach den „GAMS-Regeln“ gelegt. Diese Abkürzung setzt sich zusammen aus der zwingenden Vorgehensweise bei Gefahrgutunfällen: „Gefahr erkennen, Absperren, Menschenrettung, Spezialkräfte nachfordern“, erklärte Diederich.

Bei der Menschenrettung arbeiteten die Einsatzkräfte mit Spreizer, Schere und Hebekissen. Diese Standardaufgaben seien reibungslos abgelaufen, schilderte Diederich. Bei dem Umgang mit dem Gefahrgut seien jedoch Fehler gemacht worden. Das Thema Gefahrstoffe werde deshalb jetzt öfter auf dem Ausbildungsplan der Echzeller Wehren stehen.

Sinn solcher Übungen sei es „Schwachstellen zu finden, um sie in der weiteren Ausbildung beheben zu können“, betonte Diederich, der mit Leistung der Feuerwehrleute aber insgesamt zufrieden war.

Ebenfalls zufrieden war Michael Stoll, der auf dem benachbarten Grundstück die Menschenrettung und Brandbekämpfung beobachtete. Auch hier sei es eine Standardsituation gewesen, die von den Wehrleuten reibungslos abgearbeitet worden sei. Die vermisste Person im Reifenlager sei gefunden worden, die Trupps hatten demnach nicht nur das Erdgeschoss durchsucht, sondern wirklich alle Ebenen und Ecken.

Auch in der Werkstatt hatte es eine Besonderheit gegeben, die prompt zu einem Fehler führte. Die Halle war völlig verraucht und sollte durch einen Lüfter vom Brandrauch befreit werden. Üblicherweise haben Gebäude nur einen Eingang, in den Frischluft geblasen wird. Die Werkstatt hatte jedoch zwei Eingänge, die beide von den Einsatzkräften als Zugang genutzt wurde. Als nun auf der einen Seite der Lüfter in Stellung gebracht war, blies den Einsatzkräften auf der anderen Seite der „giftige Brandrauch“ entgegen.

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Ablageplatz der Gerätschaften.
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Technische Hilfeleistung unter Atemschutz.
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Viele interessierte Bürger beobachten die Übung.
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Hydraulische Rettungsgeräte und Hebekissen nach dem Einsatz.

Quelle: Kreis-Anzeiger online vom 28.09.2010
Bilder: FF Gettenau