10.10.2012 - Bei Schweißarbeiten im Dachstuhl der Saatgut AG kam es durch Unaufmerksamkeit zu einem Brand, so die Ausgangslage für die diesjährige Abschlussübung der Echzeller Feuerwehren

Echzell-Bingenheim - (arc) Der gut durchlüftete Dachstuhl war für die Ausbreitung des Brandes ideal, sodass er bei Eintreffen der Einsatzkräfte in »Vollbrand stand«, »Flammen aus den Giebelfenstern schlugen« und die »Dachhaut bereits durchgebrannt« war. Um diese Situation zu verdeutlichen, verteilte der Wehrführer der Bingenheimer Wehr, Denny Nellessen, Fotomontagen, die das Gebäude im angenommenen Brandfall zeigten.

Zu allem Unglück erfuhren die Einsatzkräfte aus Bingenheim, die als Erste an der Brandstelle eintrafen, dass noch drei Personen im Gebäude vermisst wurden. Einer der Vermissten machte sich jedoch am Fenster bemerkbar und rief hustend um Hilfe.

Als nach und nach auch die Wehren aus Echzell, Gettenau und Bisses eintrafen, wurde die Personensuche im Gebäude verstärkt, und die zweite Person konnte schnell gefunden werden. Sie wurde bewusstlos hinausgetragen, während der Rufer am Fenster gestützt auf zwei Feuerwehrleute das Gebäude noch auf eigenen Füßen verlassen konnte.

Da bereits die Dachhaut durchgebrannt war, hatte sich der Einsatzleiter sofort nach Eintreffen dazu entschieden, auch die Drehleiter der Stützpunktfeuerwehr Nidda zu alarmieren. Da diese mit einem Werfer bis zu 800 Liter Wasser pro Minute auf das brennende Gebäude spritzen sollte, musste die Wasserversorgung verstärkt werden. Tatsächlich wurde später nur ein vorsichtiger Sprühregen auf das Gebäude abgegeben. »Mit voller Leistung hätten wir das Dach abgedeckt«, erklärte der Drehleiterführer.

Während draußen alle Einsatzkräfte ihre Ziele erfüllt hatten, die Brandbekämpfung im vollen Gange war und auch die angrenzenden Holzgebäude durch Riegelstellungen geschützt waren, ging die Suche nach der dritten vermissten Person fieberhaft weiter. Schließlich stellte sich heraus, dass die Person nur im Haus vermutet worden war, sich zum Zeitpunkt des Brandes allerdings nicht mehr dort aufhielt. Eine Situation, wie sie den Feuerwehren täglich begegnen kann.

Direkt nach dem Kommando »Übungsende« trafen sich die Verantwortlichen und besprachen den Ablauf. Die Übungsziele Menschenrettung, Brandbekämpfung, Riegelstellung, Einbinden und Versorgen der Drehleiter, Abschnittsbildung und Zusammenarbeit der Führungskräfte, Funkabwicklung und Wasserversorgung waren erreicht worden. Allerdings traten hier und da auch Mängel auf. Keiner der Wehrleute hatte etwas falsch gemacht, es kam jedoch zu Missverständnissen und im Zusammenspiel der einzelnen Abschnitte zu Störungen, die so nur in einer Großübung aufgedeckt werden können. Genau dafür seien solche Übungen da, erklärte Gemeindebrandinspektor Jan Rudel. Eines der größten Probleme war der Funk. Auf einem Kanal kann jeweils nur einer sprechen, so lange müssen alle anderen warten. Da jedoch sehr viele Funkgeräte im Einsatz waren, blockierten sie sich teilweise gegenseitig. Dabei könnte ein Wechsel auf einen anderen Kanal für einzelne Einsatzabschnitte ratsam sein. Gruppenführer sagten jedoch, ein Kanalwechsel im laufenden Einsatz sei zu gefährlich, man könne Trupps von der Kommunikation abschneiden. Dass die Sicherheit der eigenen Leute wichtig ist, zeigte auch der von einigen Zuschauern bemängelte späte Einsatz des ersten Trupps zur Menschenrettung. Laut Vorschrift darf erst dann ein Trupp unter Atemschutz in ein Brandobjekt vordringen, wenn ein zweiter fertig ausgerüstet bereitsteht. Weil dieser zweite Trupp jedoch noch nicht zur Stelle war, musste der Rufer am Fenster noch etwas warten. Auch diese Situation wurde von den Führungskräften besprochen. Zum einen dürfe man bei der Menschenrettung von dieser Vorschrift abweichen. Zum anderen könne man den Trupp schon vorausschicken, wenn man sich sicher sei, dass nach wenigen Minuten mit einem nachfolgenden Fahrzeug ein ausgerüsteter Sicherungstrupp bereitstehe. Eine Entscheidung zur Sicherheit der eigenen Kameraden, die der Gruppenführer vor Ort in Sekunden zu treffen hat.

Objekt_in_Rauch_gehuelltDas Übungsobjekt eingehüllt in Nebel

Drehleitereinsatz
Die Drehleiter aus Nidda war ebenfalls an der Übung beteiligt

aufmerksame_Besuchervlnr: 1. Beigeordenter Werner Müller, Beigeordneter Kurt Repp, Vorsitzender der SPD Fraktion Hans Hermann Stete, Mitglied der SPD Fraktion Roland Belter

Einsatzleiter_Thomas_DiederichEinsatzleiter Thomas Diederich

 

Quelle: Wetterauer Zeitung vom 10.10.2012
Bilder: Hans J. Hahn