10.06.2013 – Hilfestellung für Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen

(rwi) Die Gefährdung der Einsatzkräfte der Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen durch Kohlenstoffmonoxid (CO) hat in letzter Zeit dramatisch zugenommen. Eine Studie der Berufsfeuerwehr Wiesbaden in den Jahren 2011/2012 belegt dies in erschreckender Weise. Die Ursachen dafür technischer Art aber auch das Fehlverhalten von Personen. Die Unfallkasse Hessen (UKH) greift dieses Thema in ihrer Schriftenreihe „inform – Das Magazin der UKH“ auf und will den Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen eine kleine Hilfestellung geben. In der Ausgabe 1 – März 2013 ist Teil 1 abgedruckt. Wir geben ihn nachfolgend mit gleichem Wortlaut wieder. Teil 2 wird in der nächsten Ausgabe erscheinen. Auch ihn werden wir dann auf der Homepage des KFV Wetterau veröffentlichen.

Gleichzeitig weisen wir auf eine Information des Arbeitskreises der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst in Hessen hin. Der Arbeitskreis gibt eine Empfehlung zum Mitführen von Kohlenstoffmonoxid-Warnern im Rettungsdienst. Dr. Reinhold Merbs (ÄLRD Wetteraukreis) hat dieses Papier anlässlich einer Dienstversammlung an die Leiter der Feuerwehren im Wetteraukreis verteilt. Wir stellen diese Information hier als Download zur Verfügung.

 

Achtung: Kohlenstoffmonoxid!

 
Kleine Hilfestellung für Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen | Teil 1

Quelle: „inform – Das Magazin der UKH“, Ausgabe 1 – März 2013

Kohlenstoffmonoxid (CO) ist ein gefährliches geruch-, farb- und geschmackloses Gas, das nicht wahrnehmbar ist. CO wirkt erstickend, ohne dass es zuvor zu einer Atemnot oder anderen Warnzeichen kommt. Daher ist es wichtig, Menschen, die anderen helfen wollen, selbst ausreichend zu schützen.

Wie entsteht CO?
CO entsteht bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltiger Materialien wie Kohle, Erdöl, Gas oder Holz. Bei einer schlechten Verbrennung wird mehr CO freigesetzt.

Mögliche Ursachen für erhöhte CO-Werte in der Luft bzw. in Räumen sind:

  • defekte oder verschmutzte Heizungsanlagen
  • unzureichende Abgasführung von Thermen, Schornsteinen oder Kaminen z. B. durch verstopfte oder verlegte Schornsteinen oder mangelnden Zug in oder an einem Kamin
  • Verwendung von Grillkohle in geschlossenen Räumen
  • Unterdruckerzeugung in Wohnungen durch technische Geräte, wie Dunstabzugshauben oder Klimageräte
  • Arbeiten an Verbrennungsanlagen oder -motoren

Gefahren durch CO
Die Dichte von CO liegt bei 0,9668. Es ist leichter als die Umgebungsluft, steigt nach oben und ist sehr stark der Thermodynamik, also auch der räumlichen Luftverwirbelung unterworfen. Durch sein großes Diffusionsvermögen kann es durch Decken und Wände diffundieren; eine Ausbreitung in benachbarte Räume ist dadurch möglich, ohne dass dies wahrgenommen wird.

Eine CO-Intoxikation kann letztendlich nur durch eine Blutuntersuchung (Blutgasanalyse – prozentuale Bestimmung der Sättigung des Hämoglobins mit Kohlenstoffmonoxid) festgestellt werden. Leider ist durch die Ähnlichkeit der Symptome oft einen Verwechslung mit anderen Erkrankungen, wie grippaler Infekt, Magen-Darm-Infekt oder Alkohol- und Drogenmissbrauch, möglich.

Ein wichtiger Hinweis für Schwangere: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Senatskommission zur Prüfung gesundheitlicher Arbeitsstoffe hat in der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 900) seit Juli 2012 für Kohlenstoffmonoxid ein „Z“ bei Bemerkungen vergeben. „Z“ bedeutet, dass ein Risiko der Fruchtschädigung auch bei Einhaltung des Arbeitsplatzgrenzwertes (AGW) und des biologischen Grenzwertes (BGW) nicht ausgeschlossen werden kann.

Wie wirkt CO im Körper des Menschen?
CO wirkt hochtoxisch auf Blut, Nerven und Zellen. Es hat eine ca. 250-fach höhere Affinität an das sauerstofftransportierende Protein Hämoglobin als Sauerstoff. Dadurch kann kein Sauerstoff mehr zu den Zellen transportiert werden. Die Zellen werden dadurch akut mit Sauerstoff unterversorgt und irreparabel geschädigt bzw. zerstört. Bereits geringe Mengen CO können zu einer akuten Vergiftung führen.

Die Anzeichen beginnen meist mit Schwindel, gehen über in Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, neurologische Beschwerden, Bewusstlosigkeit, Konzentrationsschwächen, Herzrhythmusstörungen, die im Verlauf bis zum Tode führen können.

CO-Intox1

Was haben Rettungsdienst und Feuerwehr mit einer CO-Gefahr zu tun?
Hilfeleistungsorganisationen und Feuerwehren werden tagtäglich auf die unterschiedlichsten Einsatzstichworte hin zu Menschen entsandt, die auf Hilfe warten und hoffen. Die Personen befinden sich in Einfamilien-, Mehrfamilien-, und Hochhäusern, Scheunen oder anderen Örtlichkeiten. Die Stichworte der Meldungen können beispielsweise Kreislaufkollaps, Kopfschmerz, starker Schwindel, starkes Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Vermissen einer Person, Geruchsbelästigung oder Türöffnung sein. Gerade bei medizinischen Indikationen begeben sich die Besatzungen von Rettungsdiensten oder Krankentransporten oft in fremde Wohnungen in denen sie Patienten mit Beschwerden abholen, behandeln oder transportieren.

Studie der Berufsfeuerwehr Wiesbaden
Die Berufsfeuerwehr Wiesbaden hat sich von Februar 2011 bis Juni 2012 dem Thema der CO-Gefahr von Feuerwehr und Rettungsdienst gewidmet. In ihrer MMH-Studie (Multimomenthäufigkeits-Studie) "Gefährdung durch Kohlenstoffmonoxid an der Einsatzstelle" von Juni 2012 wurden die Feuerwehr und beteiligte Hilfsorganisationen mit CO-Warnern ausgestattet. Über einen Zeitraum von ca. einem halben Jahr wurden Daten erhoben und anschließend ausgewertet. Insgesamt waren 34 relevante Einsätze zu verzeichnen, von denen allein 29 den Rettungsdienst betrafen.

Bei diesen Einsätzen warnten die mitgeführten CO-Warngeräte vor einer gefährlichen mit CO angereicherten Atmosphäre, so dass die Einsatzkräfte sich dadurch rechtzeitig schützen konnten. Auf Seiten der Patienten wurden dagegen drei Tote und über 50 vergiftete Personen gezählt. Noch während der Studie wurden alle Einsatzkräfte mit CO-Warngeräten ausgestattet, da schnell feststand, dass es nur mit Hilfe der Geräte möglich ist, das nicht wahrnehmbare CO festzustellen. Aus Eigenschutzgründen wurden die Geräte freiwillig von den Einsatzkräften angelegt und bei jedem Einsatz getragen.

Die MMH-Studie der Berufsfeuerwehr Wiesbaden hat gezeigt, dass ein effektiver Schutz des Rettungsdienstpersonals sowie der Feuerwehrangehörigen gegeben ist, wenn Warn- und Messgeräte bei den Einsätzen mitgeführt werden und somit frühzeitig eine Gefährdung der Personen erkannt wird. Die Studie kann unter: angefordert werden.

Kriterien für Mess- und Warngeräte
CO-Warner1Mess- und Warngeräte sollten folgende Mindestausstattung haben: Sie sollen über quantitative Messung verfügen, das heißt, die reale Konzentration des Kohlenstoffmonoxids in der Umgebung ist in einer Anzeige als Messwert abzulesen. Damit können gesundheitliche Gefährdungen für die Einsatzkräfte besser eingeschätzt werden. Bei Maßnahmen (wie Lüften) kann so kontrolliert werden, ob eine Verringerung der Konzentration in der Raumluft erreicht wird.

Die Geräte sollen mit einem akustischen, evtl. auch mit einem optischen Warnsignal ausgestattet sein. Eine hohe BatterieIebensdauer ist von Vorteil, da die Geräte angeschaltet bleiben, um eine ständige Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Eine lange Nutzungsdauer bei gleichzeitigem geringem Wartungsaufwand ist wünschenswert. Grundsätzlich müssen entsprechende Handlungsanleitungen mit den Mess- und Warngeräten ausgegeben werden.

Vor Ausgabe der Geräte und Handlungsanleitungen sind die ehrenamtlich Tätigen bzw. die Beschäftigten ausreichend zu unterweisen. Die Angehörigen der Hilfeleistungsorganisationen bzw. Feuerwehren müssen klare Instruktionen erhalten, damit der Umgang mit den Geräten und sich daraus ergebende Handlungen zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar sind.

Teil 2 unseres Berichts wird sich mit Grenzwerten und ihrer Bedeutung beschäftigen.

Ute Peppermüller (0561 72947-24)