20.10.2019 – Alarmübung forderte alle Beteiligten

Butzbach – Auf insgesamt rund 22 Kilometer führt die Strecke der Main-Weser-Bahn durch das Gebiet der Stadt Butzbach. Die Zuständigkeit im Bereich des Brandschutzes und der Allgemeinen Hilfe obliegt in diesem Streckenabschnitt der Freiwilligen Feuerwehr Butzbach.

Verschiedene Übungen zum Thema „Bahnunfall“ wurden bereits in der Vergangenheit durchgeführt. So fand auch am Samstag eine groß angelegte Übung eines Bahnunfalls statt. Um den Fahrbetrieb auf der Main-Weser-Bahn nicht zu stören, wurde diese Übung in einem abgelegenen Gleisabschnitt der Hessischen Landesbahn (HLB) zwischen Holzheimer Straße und Bleichweg in Butzbach ausgeführt. Bei der Alarmübung stand vordringlich ein möglichst großer Erfahrungszugewinn in eigener Sache im Fokus und nicht etwa die Außendarstellung, wie man es beispielsweise von Schauübungen kennt. Um den Charakter einer Alarmübung zu wahren, wurde auf eine Information der Bevölkerung im Vorfeld bewusst verzichtet.

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Ausgangslage war eine Kollision zwischen einem Güterzug und einem mit Fahrgästen besetzten Triebfahrzeug der HLB. Der Güterzug hatte auch Gefahrgut geladen, welches durch den Zusammenprall von der Ladefläche fiel. Die Lokführer und die 22 Fahrgäste wurden zum Teil schwerstverletzt. Einige wurden in Folge des Unfallhergangs eingeklemmt oder durch auslaufenden Gefahrstoff kontaminiert. Die Einsatzstelle und somit auch die Auffindeorte der Verletzten erstreckten sich auf etwa 400 Meter Gleisbereich.

Im Wesentlichen wurden zu dieser Übung die Rettungskomponenten alarmiert, die bei solch einer Unfallsituation nach der Alarmordnung eingeplant sind. Auf Seiten der Feuerwehr waren dies neben der Kernstadtfeuerwehr auch die Wehr aus Kirch-Göns, Hoch-Weisel, Nieder-Weisel, Griedel, Ostheim, Münster und Bodenrod. Im Alarmplan für dieses Einsatzstichwort steht auch die Feuerwehr Glauberg mit dem dort vorgehaltenen Rüstsatz Bahn, sie wurden ebenfalls direkt mitalarmiert.

Auch ein Großaufgebot des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes war in dieses Szenario eingebunden. Zu nennen ist hier die Einsatzleitung Rettungsdienst und die Drohnenstaffel der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), die zu einer besseren Lagebeurteilung aus der Luft beitrug. Des Weiteren war auch die SEG Behandlung des Malteser Hilfedienstes (MHD) sowie die SEG Betreuung der JUH an dieser Übung beteiligt. Die JUH stellte zusätzlich mehrere Rettungswagen bei der Übung. Die professionellen Verletztendarsteller gestalteten die Unfallstelle um einiges realistischer. Mit den geschminkten Verletzungen sahen sie täuschend echt aus. Hier war eine Einheit des Deutschen Roten Kreuzes am Werk, die sich auf die realistische Notfalldarstellung spezialisiert hat.

Es war eine Übung von größerem Ausmaß und die Umstände ließen den Übungscharakter bald in den Hintergrund treten. Stattdessen kamen die konzentrierte, professionelle Arbeit und das Zusammenwirken aller eingesetzten Kräfte zum Tragen. Durch die Zentrale Leitstelle Wetterau wurden die Einsatzkräfte mittels Pager über die Art und Ort des Einsatzes informiert. Nach wenigen Minuten waren die ersten Fahrzeuge vor Ort, darunter auch der Einsatzleiter vom Dienst (EvD) der Feuerwehr Butzbach. Der Fahrzeugführer des an der Einsatzstelle zuerst eintreffenden Fahrzeuges verschaffte sich einen Lageüberblick und gab Rückmeldung an die Leitstelle, um weitere Kräfte nach zu alarmieren. Die nachalarmierten Kräfte fuhren zunächst den Bereitstellungsraum an, von wo sie dann in die entsprechenden Abschnitte der Einsatzstelle beordert wurden.
Die Verletzten wurden bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch Feuerwehrleute versorgt und betreut. Zeitgleich kümmerten sich die einzelnen Trupps um den ausgelaufenen Gefahrstoff und die Rettung der kontaminierten und verletzten Personen aus den Zügen. Zum Teil befanden sie sich in Zwangslagen, zu deren Befreiung spezielles technisches Gerät erforderlich war. Die Drehleiter kam ebenfalls zum Einsatz, sie rettete zwei Verletzte von einer Eisenbahnbrücke.

Nach insgesamt rund 30 Minuten waren alle Personen aus dem Gleisbereich gerettet. Wie bei Lagen solchen Ausmaßes nicht vermeidbar, können aufgrund des initialen Ressourcenmangels nicht alle Patienten sofort und unmittelbar einem Rettungswagen übergeben werden. Somit mussten viele Patienten an der Einsatzstelle und einer Patientenablage durch die Schnelleinsatzgruppen „Behandlung“ und „Betreuung“ und auch durch die Feuerwehr über einen entsprechenden Zeitraum erstversorgt und transportfähig gemacht werden.

Nach dem Übungsende trafen alle Beteiligten auf dem Hof der Kernstadtfeuerwehr ein. Stadtbrandinspektor Christian Veitenhansl und Bürgermeister Michael Merle dankten den Einsatzkräften für die Teilnahme an der Übung. Einen Überblick an dieser Großübung verschafften sich auch einige Magistratsmitglieder sowie die Erste Kreisbeigeordnete Stefanie Becker-Bösch. Ein Dank geht auch an die Firma SHS Lochblech und die BWG, deren Gelände als Patientenablagen genutzt werden konnten.

Der Verpflegungstrupp der FF Hoch-Weisel hatte für alle Übungsteilnehmer ein deftiges Mittagessen vorbereitet.

In die Übungsvorbereitung und die Übungsleitung waren involviert:

  • Christian Veitenhansl (Stadtbrandinspektor)
  • Andreas Litwin (stellvertretender Stadtbrandinspektor)
  • Jörg Winter, Wehrführer Butbach/Kirch-Göns
  • Dr. med. Jan Boll, Feuerwehrarzt Wetteraukreis und LNA
  • Hagen Vetter, Untere Katastrophenschutzbehörde Wetteraukreis
  • Benjamin Behrbohm, DB Netz AG / Notfallmanager
  • Andreas Scheuern, Hessische Landesbahn/Notfallmanager

Als Übungsbeobachter fungierten erfahrene Führungskräfte der Johanniter Unfallhilfe sowie der Feuerwehren Friedberg, Rosbach und Linden. Die detaillierte fachliche Auswertung der Übung wird in den nächsten Wochen erfolgen.

Hier die Bildergalerie der großen Alarmübung:

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Text und Bilder: Andrea Bergens, FF Butzbach