24.06.2021 - Mit den steigenden Zahlen in der Corona-Pandemie hat das Land im Spätsommer des vergangenen Jahres die Einstellung sämtlicher Ausbildungslehrgänge für Feuerwehrleute verfügt. „Mit den zurückgehenden Infektionen nehmen wir den Lehrgangsbetrieb jetzt wieder auf“, berichtet Kreisbrandinspektor Lars Henrich.

Wetteraukreis - Bereits Anfang Juni haben die ersten beiden Grundausbildungslehrgänge begonnen. Der dritte startet Anfang Dezember. Rund 100 Feuerwehrkameradinnen und -kameraden nehmen an den dreiwöchigen Kursen abends und am Wochenende teil. Der Grundausbildungslehrgang ist der erste Teil der Ausbildung zur Truppfrau oder Truppmann bei den Freiwilligen Feuerwehren. Dem Grundausbildungslehrgang schließt sich die Truppmann-Ausbildung Teil II über einen Zeitraum von zwei Jahren an.

„Die Grundausbildungslehrgänge sind für unsere Feuerwehren von großer Bedeutung, weil erst durch sie der Schritt von der Jugendfeuerwehr oder Neumitglied zum ausgebildeten Feuerwehrmann bzw. Feuerwehrfrau getan wird“, so Kreisbrandinspektor Lars Henrich. Auch deshalb werden nach den Sommerferien noch weitere Grundausbildungslehrgänge folgen. „Wir werden das, was in den vergangenen Monaten nicht stattfinden konnte, versuchen nachzuholen. Das ist zwar eine große Belastung für die ehrenamtlichen Kreisausbilder, für das Feuerwehrwesen allgemein aber unverzichtbar.“

Noch vor den Sommerferien wird es zudem einen Atemschutzgeräteträger-Lehrgang geben. Nach den Sommerferien sollen dann Maschinistenausbildungen, Fortbildungslehrgänge für Führungskräfte sowie Lehrgänge zur Technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen stattfinden.

Kreisbrandinspektor Lars Henrich hat am vergangenen Samstag die Prüfung für den ersten Grundausbildungslehrgang abgenommen. 34 junge Feuerwehrleute haben den Kurs erfolgreich absolviert.

Interview mit Kreisbrandinspektor Lars Henrich

Herr Henrich, die Corona-Pandemie ist nicht vorbei, aber ein gewisses Aufatmen ist doch zu spüren angesichts der niedrigen Inzidenzen. Was hat die Pandemie für die 137 Feuerwehren im Wetteraukreis gebracht?

Lars Henrich: Durch die Pandemie hat es erhebliche Einschränkungen in den kommunalen Feuerwehren gegeben. Die Auswirkungen waren in dem Einsatzgeschehen, in der Aus- und Fortbildung aber auch im kameradschaftlichen Miteinander zu spüren. Ausbildungen und Übungen wurden zum wesentlichen Teil nur in digitaler Form durchgeführt.

Insbesondere die Brandschutzdienststelle war bei der Pandemiebekämpfung im Bereich Logistik besonders gefordert. Ist viel anderes dabei liegen geblieben?

Lars Henrich: Ja, denn die regulären Aufgaben der Brandschutzdienststelle, wie etwa der gesetzliche Auftrag der Gefahrenverhütungsschauen, mussten zurückgestellt werden. Die zusätzlichen Aufgaben in der Pandemie, wie Materiallogistik von Schutzausrüstungen, hatten und haben zum Teil heute noch Auswirkungen auf die tägliche Arbeit. Weiterhin wurden die Vorbereitungen für den Aufbau und die Inbetriebnahme des Impfzentrums ebenfalls durch die Dienststelle begleitet.

Welche ersten Konsequenzen wurden aus der Pandemie gezogen?

Lars Henrich: In den letzten Monaten wurde die Ausrichtung und Zusammenführung innerhalb der Abteilung neu ausgerichtet. Weiterhin wurde die Schnittstelle des Brandschutzes und Katastrophenschutzes zusammengeführt. Durch die Vorgaben des Landes Hessen zur ständigen Vorhaltung an Schutzausrüstung wird logistisch ein Pandemielager mit vorgegebenen Mengen dauerhaft betrieben.

Wie im Text beschrieben, sind hier eine ganze Reihe von Grundausbildungslehrgängen, aber auch andere Lehrgänge durch die Pandemie ausgefallen. Hat das Konsequenzen für die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren gehabt?

Lars Henrich: Grundlegend war die Einsatzbereitschaft innerhalb der kommunalen Feuerwehren nicht in Gefahr, jedoch musste der Nachwuchs auf die Teilnahme an Grundausbildungslehrgängen sehr lange warten und ein hohes Verständnis mitbringen. Erst mit erfolgreichem Abschluss eines Grundlehrgangs ist die Teilnahme an Einsätzen möglich. Für die Ausdauer und das Verständnis der Mitglieder bedanke ich mich im Namen aller.

Wann glauben Sie, haben Sie die ausgefallenen Termine nachgeholt?

Lars Henrich: Wir arbeiten mit Hochdruck an Möglichkeiten, die ausgefallenen Aus- und Fortbildungen nachzuholen. Aber dies strapaziert natürlich auch die ehrenamtlichen Ausbilder im Landkreis. Wir sind, neben den bereits gestarteten Lehrgängen, an der Planung für das Jahr 2021 noch insgesamt sechs Grundlehrgänge durchzuführen. Bis zur Kompensation der ausgefallenen Lehrgänge ist bis Ende des ersten Halbjahres 2022 zu rechnen.

Dass die Feuerwehren in der Pandemie gebraucht wurden, ist vielfach deutlich geworden. Können Sie dadurch junge Leute für den ehrenamtlichen Feuerwehrdienst gewinnen?

Lars Henrich: Die Feuerwehren sind grundsätzlich immer flexibel. Alle beteiligten Mitglieder der Hilfsorganisationen und Feuerwehren stellen sich allen Herausforderungen. Die zusätzlichen Aufgaben im Rahmen der Pandemie wurden durch eine sehr hohe Disziplin erledigt. Ob durch die zusätzlichen Aufgaben weitere Mitglieder gewonnen werden konnten, wird erst in den nächsten Monaten erkennbar. Das Wichtigste ist jedoch, dass aus heutiger Sicht und unter den genannten Einschränkungen keine Mitglieder verloren gegangen sind.

Per Organisationsverfügung des Landrats sind Sie als Leiter der Fachstelle künftig auch für den Katastrophenschutz zuständig. Gibt es da schon konkrete Pläne?

Lars Henrich: Durch das Zusammenwirken innerhalb der Pandemie wurden die Schnittstellen des Brand- und Katastrophenschutz erkennbar. Neben den Hilfsorganisationen des DRK, ASB, Malteser und JUH stellen die kommunalen Feuerwehren der Kommunen aktuell 20 Löschzüge im Wetteraukreis.

Pläne im konkreten Sinne gibt es keine. Wir arbeiten die Schnittstellen heraus und werden das Zusammenwirken aller beteiligten Einheiten des Katastrophenschutzes weiter vorantreiben. Dies wird zukunftsfähig, den möglichen Herausforderungen entsprechend, erarbeitet. Die personelle Ausrichtung der Fachstelle Brand- und Katastrophenschutz wird derzeit geplant, da weitere Aufgaben für den Wetteraukreis bevorstehen. Ich freue mich auf die zusätzliche Aufgabe und auf die Zusammenarbeit mit allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.

20210624 Ausbildung
Abnahme des Grundlehrgangs am 19.06.2021 in Florstadt

Quelle: Pressemitteilung Wetteraukreis