01.11.2009 – Bereits zum siebten Mal trafen sich die Rettungskräfte von JUH und der Feuerwehr Echzell um sich für die Rettung verunfallter Personen aus Fahrzeugen fit zu machen. 

Der Ausbildungstag startete hierzu am Samstagmorgen mit zwei getrennten Theorie-Einheiten. Die Feuerwehrleute befassten sich mit den Aufgaben der Mannschaft beim Hilfeleistungseinsatz, der Ordnung des Raumes und der Erkundung unter Rücksichtnahme der AUTO- und Airbag-Regel (siehe separater Kasten). Der stellvertretende Wehrführer Thomas Diederich ging bei seinen Ausführungen auch auf die verschiedenen Antriebsarten und Airbagsysteme ein.
Bei den Johannitern drehte sich alles um das Polytrauma-Management.

Gegen Mittag schauten sich alle gemeinsam einen Film zum Thema an. In ihm waren alle Arbeiten – der Geräteeinsatz und die geeigneten Rettungsmaßnahmen – in anschaulicher Weise zu sehen. Dabei wurde für „beide Seiten“ der jeweilige Part erklärt. Nur wenn bekannt ist, was von den einzelnen Rettungskräften an Arbeit zu leisten ist, kann mit einer guten, zielgerichteten Kommunikation das Erforderliche getan werden.

Tim Medenbach von der JUH wies im Anschluss speziell auf das präklinische Polytrauma-Management hin. Er merkte an, dass die Zahl der Verkehrstoten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken sei, was sicher auf die verbesserte Fahrzeugtechnologie zurückzuführen ist, aber auch auf die ständige Aus- und Weiterbildung von Feuerwehr und Rettungsdienst. Die Zeit der optimalen Versorgung von Verletzten spiele dabei eine entscheidende Rolle. Letztendlich bleiben an der Einsatzstelle dafür maximal 10 Minuten, danach sollte der Patient auf dem Weg in eine geeignete Klinik sein.

Mit dem Wissen, was in dieser Zeit von den Rettungsorganisationen geleistet werden muss, ist ein präzises Zeitmanagement unverzichtbar! Genauso wie ein koordiniertes Arbeitsplatzmanagement von allen Seiten. Dabei sollte jeder die Abläufe und Bereitstellungsplätze des anderen achten.

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Nach der theoretischen Einführung wurde an verschiedenen Unfallsituationen geübt.

Noch vor der gemeinsamen Mittagspause wurde das erste Fallbeispiel abgearbeitet. Die Übung war von Echzeller Feuerwehrleuten unter Zuhilfenahme eines Gabelstaplers vorbereitet worden. Die Einsatzkräfte fanden folgende Ausgangslage vor: verunfallter Pkw an einem Baum, schwer verletzte, durch Baum eingeklemmte Person. Der Zugang für den inneren Retter konnte über die Beifahrertür erfolgen, die Rettung des „Patienten“ war über das Heck zu bewerkstelligen, was mittels einer Schaufeltrage nach dem Entfernen der Rückbank geschah. Beide Organisationen zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. Es gab lediglich Verbesserungsvorschläge bei der Kommunikation untereinander.

Das zweite Übungsszenario beinhaltete ein auf dem Dach liegendes Fahrzeug mit einer leichter verletzten Fahrerin sowie der schwer verletzten, im Fußraum eingeklemmten Beifahrerin. Der „Unfall“ hatte sich auf einer Kreuzung ereignet, damit wurde aufgezeigt, wie wichtig es ist, die Regeln der Anrückeordnung zu beachten. Wird das nur von einem Fahrzeugführer missachtet, sind schnell wertvolle Räume zu Rettung verbaut. Hierbei kamen von Feuerwehrseite zwei Hilfeleistungssätze zum Einsatz. Es galt, die eingeklemmten Füße aus dem Fußraum zu befreien und die Rettungsöffnung über das Heck vorzubereiten.

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Fahrzeug liegt auf dem Dach, Beifahrerin ist eingeklemmt.

Bei der dritten Übung waren zwei Pkw mit jeweils einer verletzten Person beteiligt. Bei dem Fahrzeug, das auf der Fahrerseite lag, erfolgte eine Crash-Rettung über das Heck mit der Trage. Nach dem Abnehmen des Daches beim stehenden Wagen (Baum in Fahrertür, Fahrer eingeklemmt), konnte das Opfer auch hier über den Kofferraum mit einer Schaufeltrage befreit werden. Auch dabei wurde parallel mit zwei Hilfeleistungssätzen gearbeitet, was sich auf dem engen Raum nicht immer einfach gestaltete.

In der Abschlussbesprechung blickten alle auf einen interessanten Tag zurück. Auch jahrelang erfahrene Einsatzkräfte konnten ganz viel Neues mit nach Hause nehmen. Tim Medenbach dankte im Namen der „Mitwirkenden“ den Echzeller Feuerwehrleuten und hofft auf eine jährliche Wiederholung. Des Weiteren dankte er den zwei „ehrenamtlichen Opfern“ der JUH, die ihren Samstag gerne auf diese Weise verbracht haben, nicht selbstverständlich bei der Kälte. Der stellvertretende Wehrführer Thomas Diederich dankte anschließend für die gute Zusammenarbeit und merkte an, dass solche Tage absolut notwendig seien, um den gewachsenen Anforderungen (durch verschiedene Faktoren) weiterhin Stand halten zu können.

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Die Rettung von unterschiedlich schwer verletzten Personen aus zwei Fahrzeugen erfordert eine gute Absprache zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst.

Text: Anja Stoll, FF Echzell
Bilder: Michael Stoll, Wf FF Echzell

 

AIRBAG-Regel

Die Grundsätze der AIRBAG-Regel lauten:
• Abstand halten
• Innenraum erkunden
• Rettungskräfte warnen
• Batterien abklemmen
• Abnehmen der Innenverkleidung
• Gefahren an Komponenten der Sicherheitseinrichtungen

 

AUTO-Regel dient dem Erkennen von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb

• A ustretende Betriebsstoffe
• U nterboden erkunden
• T ankdeckel öffnen
• O berfläche absuchen

Zusätzliches Erkundungselement, wenn Unklarheit über die Antriebsart besteht.