Unterhaltsamer Festkommers zum 75-jährigen Feuerwehrjubiläum

20.03.2010 - Reichelsheim-Weckesheim (kai) - Der Auftakt den Feiern zum 75-jährigen Vereinsbestehen ist der Weckesheimer Feuerwehr unterhaltsam geglückt. Weit mehr als 300 Gäste versammelten sich am vergangenen Samstag im Bürgerhaus, um ihre Wehr beim Festkommers zu ehren. Der Männergesangverein Frohsinn gratulierte musikalisch. Der Musikzug der Feuerwehr Blofeld spielte zur Unterhaltung und zwei Tanzgruppen der Weckesheimer Feuerwehr (Fantasy und die Wilden 80er) zeigten ihr Können. Gekommen waren neben vielen Weckesheimern, Vereinsvertreter aus ganz Reichelsheim, Feuerwehrkameraden aus der gesamten Region und sehr viele Ehrengäste: Landrat Joachim Arnold, Bürgermeister Bertin Bischofsberger, Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann, Bundestagsabgeordnete Lucia Puttrich, Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, etliche Stadtverordnete und Magistratsmitglieder allen voran Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert. Einen besonderen Gruß schickte Vereinsvorsitzender Thomas Pieé an Ehrenstadtbrandinspektor und Weckesheimer Feuerwehr-Urgestein Heinz-Willi Lindt. Lindt musste sich vor zwei Wochen einer schweren Herzoperation unterziehen. „Er wird sicherlich in der Klinik an uns denken, wir wünschen ihm alles Gute für die Genesung“, sagte Pieé und im Saal brandete Applaus auf. Pieé erinnerte daran, dass die Vorläufer zur Weckesheimer Feuerwehr schon im Alten Rom zu suchen wären, als Marcus Licinius Crassus eine Privatfeuerwehr gründete.

Die Tatkraft der Weckesheimer Feuerwehr lobte Bürgermeister Bertin Bischofsberger, der Schirmherr des Festjahres ist, das sich mit monatlichen Aktivitäten bis zum Höhepunkt im Juni erstreckt. Die aktive Truppe bestehe aus 45 Feuerwehrleuten, davon seien vier Frauen, fünf Jugendlichen in der Jugendwehr und 21 Kindern, die bei den Feuersalamandern spielerisch in die Feuerwehr aufgenommen werden sowie aus 25 Senioren in der Alters- und Ehrenabteilung. „Sie alle opfern viele Stunden ihrer Freizeit, um bei Bränden und Katastrophen zu helfen“, lobte der Rathauschef. „Die Einsätze sind kein Freizeitspaß, freiwillig ist bei der Feuerwehr nur der Eintritt und Austritt.“ Die Dankbarkeit derjenigen, denen geholfen wurde, sei ein Ansporn für die Wehrleute. Binnen der 75 Jahre haben sich die Aufgaben der Feuerwehren gewandelt, zu der Hilfe, wenn’s brennt kämen immer mehr Einsätze bei Unfällen - auch mit Gefahrgütern. „Auf die Weckesheimer Feuerwehr ist Verlass“, sagte Bischofsberger. Er hob das Engagement im Ort hervor, nannte die Fastnachtsveranstaltungen, den Nikolausmarkt. „Die Feuerwehr ist aus dem örtlichen Gemeindeleben nicht wegzudenken.“ Auch in Zeiten leerer Kassen stehe Reichelsheim zur Feuerwehren. „Ihre Ausstattung ist nicht nur für sie wichtig, sondern auch für Reichelsheim.“

20100320_festkommers_weckesheim02Paul Thörmer (rechts), der in den 80er Jahren Wehrführer war, blickte in die Geschichte der Jubiläumswehr. Er berichtete, dass alle Unterlagen aus den Gründungsjahren in den Nachkriegswirren verloren gingen. Durch Nachfragen bei den Gründern, wurde später aufgeschrieben, wer 1935 dabei war, als die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, denn zuvor gab es eine Pflichtfeuerwehr, die gemeinsam mit der Grubenwehr ausrückte, wenn’s brannte. Thörmer erinnerte an den Aufbau der Jugendwehr in den 60er Jahren, die Gründung der Alters- und Ehrenabteilung, den Start der Brandschutzerziehung in Kindergärten und an der Grundschule, den Aufbau der Feuersalamander und an die Erfolge bei den Wettkämpen: „1993 erreichte unsere Mannschaft bis dahin nie dagewesene 1000 Punkte.“ Ein weiterer Höhepunkt der Vereinsgeschichte: Der Bau des Feuerwehrgerätehauses in der alten Schule, das 2005 bezogen wurde. Thörmer warb für das Buch zur Feuerwehrgeschichte, das im Juni erscheinen wird.

Einen Ausblick auf das 100-jährige Vereinsjubiläum wagte Wehrführer und Stadtbrandinspektor Michael Paulencu. „Ich denke, der Verein wird das Fest erleben, ich werde in der Alters- und Ehrenabteilung aktiv sein und unsere heutigen Feuersalamander werden die Feier organisiert.“ Im nächsten Vierteljahrhundert werde es immer schwieriger genügend Einsatzkräfte zu finden, das Verständnis der Arbeitgeber für Feuerwehraktive, die während der Arbeitszeit zu Einsätzen ausrücken müssen, werde schwinden. Die Konkurrenz um die Freizeit des Nachwuchs werde immer größer, deshalb werde es zum 100-jährigen weniger Feuerwehrleute geben. Vermutlich werden die Jugendwehren zusammengelegt. Die Ausrüstung werde umfangreicher, ein Boot müsse angeschafft werden, wenn der Dorn-Assenheimer-See für Freizeitsportler geöffnet würde, vermutet Paulencu.

20100320_festkommers_weckesheim01
Mehr als 300 Gäste kamen zum Kommersabend zum 75-jährigen Bestehen der Weckes-
heimer Feuerwehr, zu der unter anderem der Musikzug der Feuerwehr Blofeld unter der
Leitung von Petra Winter spielte.


20100320_festkommers_weckesheim03
Auch das ist Feuerwehr: Die Tanzgruppe „Fantasy“ zeigte während des Kommersabends
ihr Können, sie sind fester Bestandteil der jährlichen Feuerwehr-Familienabende zur Fast-
nachtszeit.



Kurt Pfarrer und Ludwig Rieß sind seit 60 Jahren bei der Feuerwehr

„Wer wird als Verein schon 75 Jahre und ist dabei noch gesund und munter“, fragte Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann, während des Festkommerses der Weckesheimer Feuerwehr. Hartmann übernahm gemeinsam mit Landrat Joachim Arnold die Aufgabe besonders aktive Feuerwehrleute auszuzeichnen. Für die Truppe sei es wichtig, dass es Erfahrene und junge mutige Einsatzkräfte gibt. „Wir brauchen in der Feuerwehr jung und alt.“ Das silberne Brandschutzehrenabzeichen übergab Hartmann an Claudia Brack, André Verwiebe und Ulrich Fischlein (Blofeld). Die drei versehen seit 25 Jahren aktiven Dienst bei der Feuerwehr. Das goldene Brandschutzehrenabzeichen für vier Jahrzehnte aktiven Feuerwehrdienst erhielt Helmut Fischer (Reichelsheim). Roland Lindt und Bernd Goll wurden mit dem Ehrenzeichen in Silber des Bezirksfeuerwehrverbandes geehrt.

Thomas Pieé bedankte sich bei fünf Mitgliedern für langjährige Zugehörigkeit zum Feuerwehrverein. Der 25-jährige Andreas Lorei, den sein Vater als Baby bei der Wehr anmeldete, erhielt ebenso eine Auszeichnung wie André Verwiebe und Wilfried Schäfer, die ebenfalls seit 25 Jahren dem Verein angehören. Seit 60 Jahren sind Kurt Pfarrer und Ludwig Rieß bei der Feuerwehr, beide waren viele Jahre aktive Wehrleute und engagierten sich im Verein.

Die Kameradschaft der Feuerwehren lobte Bundestagsabgeordnete Lucia Puttrich, die Wehren seien immer offen für neue Aufgabengebiete, wie die Jugend- und Kinderarbeit. Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl hob das Engagement der Wehrleute für alle Bürger hervor. Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert beschrieb die Feuerwehr als Ruhekissen für die Mitbürger, „weil es die Feuerwehr gibt, können wir ruhiger schlafen“. Pfarrer Bodo Leinberger lud zu einem Gottesdienst für die Weckesheimer Feuerwehr am Sonntag, 11. April, in die Kirche ein. Bernd Philippi, Vize-Stadtbrandinspektor, lobte das unendlich große ehrenamtliche Engagement seiner Kameraden. Über die Gründer der Weckesheimer Wehr sagte er: „Das waren Männer der Tat, sie erkannten die Verantwortung des einzelnen für die Gemeinschaft.“ Und einen Wunsch äußerte er: „Ich würde mir noch mehr Aktive für diese erste Bürgerinitiative wünschen.“ Viel zu tun hatte Vereinskassierer Jörg E. Heinzig, dem Vorsitzender Pieé die Kuverts mit den Spenden übergab, die von den Wehren aus den Nachbarorten, den Parteien des Stadtparlaments, den ehemaligen Wehrführern erhielt. Ein besonderes Geschenk hatte SPD-Stadtverbandsvorsitzender Dieter Falzmann mitgebracht: Funkgeräte für die Feuersalamander.

20100320_festkommers_weckesheim04
Vereinsvorsitzender Thomas Pieé (rechts) würdigte langjährige Vereinsmitglieder mit
Urkunden und Geschenken von links: Wilfried Schäfer, Andreas Lorei, Ludwig Rieß,
André Verwiebe und Kurt Pfarrer.


20100320_festkommers_weckesheim05
Ehrungen für die aktiven Feuerwehrleute übergaben Landrat Joachim Arnold (rechts), Kreis-
brandinspektor Otfried Hartmann (vierter von links) und Stadtbrandinspektor Michael Paulencu
an von links: Roland Lindt, Ulrich Fischlein, Claudia Brack, Bernd Goll, Helmut Fischer und
André Verwiebe.


Zapfenstreich zum Jubiläum

Imposant, feierlich, ehrenvoll erlebten die Weckesheimer den am späten Samstagabend den großen Zapfenstreich, der zu Ehren der Feuerwehr gespielt wurde. Für den musikalischen Teil waren der Spielmannszug Dorheim und der Musikzug der Feuerwehr Blofeld zuständig. Aufstellung nahm der Zug, der von Fackelträgern der Feuerwehr gesäumt wurde, vorm Bürgerhaus. Vorn postierte sich Fahnenträger Hartmut Pfarrer, der von seinen beiden Feuerwehrkameraden Thomas Repp und Kai Pfarrer eskortiert wurde. An der Spitze der Formation hatten Landrat Joachim Arnold, Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann, Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert und Bürgermeister Bertin Bischofsberger ihre Plätze. Es folgte eine Truppe Weckesheimer Feuerwehrleute, mit dem Vize-Wehrführer Karlheinz Rieß, der die Kommandos sprach. denen schlossen sich die Musiker aus Dorheimer und Blofeld an. In die gespannte Stille, rief Rieß: "Großer Zapfenstreich marsch!" Im Gleichschritt ging’s nun zum Feuerwehrgerätehaus. Die Musik ertönte, Fackeln erhellten den Weg. Fotografieren war nur ohne Blitzlicht gestattet.

Mit dieser Zeremonie suchten die Organisatoren bewusst die Nähe zum höchsten militärischen Zeremoniell der Bundeswehr, denn zu besonderen Anlässen wird der Zapfenstreich auch von zivilen Musikgruppen und Vereinen gefeiert. Und genau dieses Feierliche wollten die Weckesheimer Feuerwehrleute zu ihrem 75-jährigen Bestehen präsentieren. Passanten schauten aus den Fenstern, säumten die Straßen und gruppierten sich am Rand des Hofs vorm Feuerwehrhaus, um dem nächtlichen Spiel, das nach einem festgelegten Ritual abläuft, zu lauschen. Kaum hatten sich Musiker, Ehrenformation und Fackelträger postiert, kam von Landrat Joachim Arnold das Signal zum Beginn: "Herr Wehrführer lassen sie den großen Zapfenstreich durchführen." Rieß rief den Musikern zu: "Serenade!" Die festliche Musik schallte in die Nacht. Es folgten weitere Kommandos von Rieß. Zum Finale erklang die Nationalhymne, die die Gäste mitsangen. Nach fast 40 Minuten meldete Rieß das Ende des großen Zapfenstreichs. Arnold antwortete: "Wehrführer ich danke ihnen, lassen sie abtreten." Begleitet von Trommelschlägen zogen die Feuerwehrleute und ihre Musiker in die Dunkelheit. Für die Gäste öffnete sich die Fahrzeughalle, die Feuerwehr bot Getränke an. Der nächste Punkt in den Feiern zum 75-jährigen Feuerwehrbestehen ist ein Tag der offenen Tür im Feuerwehrgerätehaus am Sonntag, 18. April.

20100320_festkommers_weckesheim06
Ehrenvoll schritten die Weckesheimer Feuerwehrleute beim Großen Zapfenstreich durch ihr
Dorf, mit diesem musikalisch-militärischen Zeremoniell starteten sie in eine ganze Reihe von
Veranstaltungen zum 75-jährigen Bestehen ihrer Freiwilligen Feuerwehr.


20100320_festkommers_weckesheim07
Das Kommando des Großen Zapfenstreichs oblag dem Vize-Wehrführer Karlheinz Rieß, die
Meldung ging an Landrat Joachim Arnold.


20100320_festkommers_weckesheim08
Eingerahmt von Fackelträgern spielten die Musiker des Spielmannszugs Dorheim und des
Musikzugs der Feuerwehr Blofeld den Großen Zapfenstreich.


20100320_festkommers_weckesheim09
Die Feuerwehrleute salutieren, die Musiker spielen zum Finale des Großen Zapfenstreichs
die Nationalhymne.


Text: Ines Dauernheim (freie Journalistin) / Alexander Hitz (Wf FF Reichelsheim)
Bilder: Ines Dauernheim (freie Journalistin)