12.08.2011 – Während der Übung Wasserfluten vom Löschpanzer später aus den Wolken

Gambach – Im Rahmen des traditionellen „Tages der Feuerwehr“, der seit 1982 im größten Münzenberger Stadtteil die heimischen Freiwilligen Feuerwehren erfolgreich in den Mittelpunkt rückt, war erstmals ein ferngelenkter „Löschpanzer“ im Einsatz. Von etlichen Zuschauern und ebenso interessierten Feuerwehrleuten bestaunt, war das so genannte „Löschunterstützungsfahrzeug 60“ (LUF 60) der Frankfurter Berufsfeuerwehr Hauptakteur der diesjährigen Feuerwehrschau in Gambach.

Mehrere Zelte und Pavillons auf dem Bürgerplatz kündeten schon ab vormittags vom bevorstehenden Fest im Herzen Gambachs. Gegen 14 Uhr heulten dann erwartungsgemäß die Sirenen und riefen die Brandschützerinnen und Brandschützer der Stadt Münzenberg samt Umgebung auf den Plan. Der Gambacher Wehrführer Alexander Weber hatte die Übung ausgearbeitet und fungierte als Gesamteinsatzleiter. Das Übungsobjekt lag indes vor den Toren Gambachs und umfasste das Betriebsgelände der ansässigen Spedition Löhwing. Dennoch hatten sich etliche Zuschauer auf dem vorbei führenden Radweg eingefunden, um das Geschehen aus sicherem Abstand zu verfolgen und den Erläuterungen von Wilfried Mohr zuzuhören.

Die Feuerwehren aus Gambach und Münzenberg rückten als erste an, um die Brandbekämpfung und Menschenrettung anzugehen. Hilferufe hallten vom Werkstattgebäude des Transportunternehmens und deuteten auf einen schweren Unfall hin, während aus dem Gebäude dicke Rauchschwaden waberten. Ein Erschwernis war, dass sich in unmittelbarer Nähe zum vermeintlichen Brandherd auch ein Großtank mit 30.000 Litern Dieselkraftstoff befand, der zu explodieren drohte. Hinzu kam eine Unfallsituation im Silo eines dort stationierten Sattelzuges. Hier war ein Arbeiter ohnmächtig und verletzt worden und musste schnellstens aus dem Innern des Silos durch den so genannten „Domschacht“ gerettet werden – eine nicht alltägliche Lage.

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Übungsszenario auf dem Gelände der Spedition Löwing.

Die Feuerwehren aus Eberstadt, Ober-Hörgern und Trais-Münzenberg bekämpften die Brandsituation von der östlichen Seite des Anwesens aus, während die Wehren aus Rockenberg und Oppershofen die Wasserversorgung der Einsatzstelle aus der nahen Wetter übernommen hatten. Dazu wurde erstmals eine Schlauchbrücke im wahrsten Sinne des Wortes über die viel befahrene Bundesstraße 488 errichtet und von der Feuerwehr Griedel betrieben. Der Verkehr wurde deswegen kurzzeitig von der anwesenden Polizei angehalten. Knapp war es, als ein Tieflader die Schlauchbrücke passieren wollte und mit Teilen seiner hoch aufragenden Ladung die Konstruktion touchierte.

Die Feuerwehr aus Ober-Bessingen bei Lich, zu der die Gambacher Wehr freundschaftliche Beziehungen pflegt, war für die komplizierte Rettung des Verletzten aus dem Bauch des Sattelschleppers zuständig. Für die Kühlung der Dieseltankanlage war das „LUF 60“ herbei geordert worden, das von der Feuerwehr Kirch-Göns mit dem nötigen Wasser versorgt wurde. Michael Glock, Gambacher Feuerwehrmann und bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt beschäftigt, steuerte das mit Kunststoffketten ausgestattete Löschgefährt aus der Ferne. Wie eine Schneekanone hat das „LUF 60“ eine Selbstfahrlafette, angetrieben von einem Dieselmotor, und ein großes Wurfrohr mit etlichen Wasserdüsen, das mittels Großventilator einen mächtigen Wasserschwall mit bis zu 60 Metern Wurfweite erzeugen kann. Sichtlich beeindruckt waren alle Beteiligten, darunter Stadtverordnetenvorsteher Manfred Tschertner, Bürgermeister Hans Jürgen Zeiß sowie der Erste Stadtrat Gernot Heck, die Gambacher Ortsvorsteherin Gabi Sickel und der Inhaber des Übungsobjektes, Birger Löhwing. Erinnerungen an den schweren Einsatz vor 22 Jahren am 28.01.1989 wurden wach, als um 21.14 Uhr sieben Sattel-Silozüge ein Raub der Flammen wurden. Nach rund einer Stunde waren alle Arbeiten zufriedenstellend erledigt und der Abbau der Einsatzstelle vollzogen.

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Der Löschpanzer der BF Frankfurt (li) war ein Hauptakteur in Gambach.
Auch die "alten Herren" interessierten sich. Hier SBI a.D Ernst Schimani und KBI a.D. Günter Vogt.

Auf dem Gambacher Bürgerplatz tummelten sich bereits etliche Besucher, die sich Kaffee und Kuchen ausgiebig schmecken ließen. Die Jüngsten hatten indes ihren mächtigen Spaß mit der Hüpfburg, dem Bobbycar-Rennen und dem Kistenstapeln. Dabei fungierte die Anhängeleiter AL 18 als „Kran“. Manche schwindelige Höhe wurde erreicht. Ein Dauerbrenner sind die begehrten Fahrten mit dem Löschfahrzeug durch Gambach. Hier werden gar manche Berufsträume geweckt. Auch der Eisstand sowie die Steak- und Würstchenbraterei hatten ihre ungezählten Abnehmer. Wehrführer Alexander Weber und 1. Vorsitzender Dirk Langsdorf konnten sodann eine große Menschenmenge begrüßen und führten durch das weitere Programm. Eine Tanzdarbietung der Allerjüngsten der Gambacher Feuerwehr, die „Löschbande Drachenfeuer“ (Kinderfeuerwehr) unter Leitung von Tonja Wolf erfreuten die Menge und ernteten tosenden Applaus. Weiterhin konnten sich wagemutige Zuschauer unter fachkundiger Anleitung am Zerschneiden eines ausrangierten Pkw versuchen. Gar mancher hat dabei erfahren, wie „schwer“ im wahrsten Wortsinne die Tätigkeit eines Feuerwehrmannes oder einer Feuerwehrfrau sein kann.

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Die Gambacher "Löschbande Feuerdrachen" begeisterten mit ihrem Tanz.

Ebenfalls erstmalig seit Bestehen des Feuerwehrtages in Gambach war gegen 17 Uhr ein schwerer Gewittersturm, der mit erheblichem Starkregen und ebensolchen Sturmböen den Verantwortlichen manche Sorgenfalte auf die Stirn trieb. Aber alle Anwesenden trotzten den Launen von Petrus und der ein oder andere musste sogar als „Zelthalter“ einspringen. Auch ein paar verängstigte Kinderseelen wurden getröstet und nach rund einer halben Stunde war der Wetterspuk vorbei. Die Veranstaltung hatte dadurch keinen wesentlichen Abtrag erlitten und der Musikzug Holzheim konnte mit nur ganz knapper Verzögerung sein musikalisches Programm starten. Mit schmissigen Weisen erfreute dieser Klangkörper das Publikum, das natürlich auch wegen der berühmten Haxen und des Weizenbieres gekommen war. Lange Schlangen bildeten sich an Kasse und Küchenzelt, um die begehrten Köstlichkeiten zu ergattern. Auch spätere Regengüsse taten der sehr guten Stimmung bei Akteuren und Publikum keinerlei Abbruch, so dass der dennoch erfolgreiche Tag der Feuerwehr, aber seit knapp 30 Jahren sicherlich der feuchteste, so oder so als „besonders“ in die Annalen der Feuerwehrgeschichte eingehen dürfte.

Text und Bilder: Hagen Vetter, FF Gambach