25.02.2012 - Reichelsheim - Heribert Jung und Roland Sattler wurden während der Jahreshauptversammlung aller Reichelsheimer Feuerwehren am Sonntag in Heuchelheim mit dem goldenen Brandschutzehrenabzeichen geehrt.

Kreisbrandmeister Matthias Nickel war erster Gratulant. "Bei uns Feuerwehren fallen die Ehrungen nicht vom Himmel, die verdient man sich", sagte er. Jung und Sattler versehen seit 40 Jahren Feuerwehrdienst. "Beide haben sicherlich schon viele Höhen und Tiefen mitgemacht, können sich aber immer wieder motivieren und selbst überwinden zu kommen", lobte Nickel. Jeder einzelne Feuerwehrangehörige sei wichtig, die Städte und Gemeinden seien gefordert, sie müssten mithelfen, die Feuerwehraktiven zu motivieren, denn Mitgliederschwund gebe es überall.

Davon berichtete Stadtjugendwartin Silke Marloff. "Neun Jugendliche gaben als Grund an, warum sie nicht mehr kommen, an sie hätten keine Lust", erklärte sie. "Das hat mich schockiert und traurig gestimmt." Ende Dezember gehörten 71 Jugendliche (58 Jungen, 13 Mädchen) zu den sechs Jugendfeuerwehren der Stadtteile, zwölf weniger als im Jahr zuvor. "Gut ist, dass wir vier Jugendfeuerwehrmitglieder in die Einsatzabteilungen abgeben konnten", bilanziert sie. Fünf von sechs Jugendwehren gaben an, dass sie Nachwuchssorgen hätten. "Wir müssen offensiver für die Angebote der Jugendwehren werben", kündigte sie an. 523 Stunden bildeten die Jugendwehren den Nachwuchs in Feuerwehrtechnik aus, 337 Stunden wurden in allgemeiner Jugendarbeit vom Spieleabend bis zum gemeinsamen Ausflug in den Movie-Park nach Bottrop angeboten, rechnete Marloff vor.

Stadtbrandinspektor Michael Paulencu berichtete von einem arbeitsintensiven Jahr, als kameradschaftlichen Höhepunkt nannte er das Jubiläum der Dorn-Assenheimer Feuerwehr. 181 Feuerwehrleute gibt es in den sechs Wehren, im Vergleich zum Vorjahr sind dies acht Aktive weniger. 63 Männer gehören den Alters- und Ehrenabteilungen an. 23 Kinder tummeln sich in den zwei Kindergruppen der Feuerwehren Heuchelheim und Weckesheim. 55 Musiker spielen beim Feuerwehrmusikzug Blofeld auf. Zu 26 Einsätzen rückten die Helfer im vergangenen Jahr aus, 15 Brände und zu elf Hilfeleistungen. "Die Zahl der Brandeinsätze erhöhte sich von elf auf 15, hierbei stieg die Zahl der Einsatzstunden von 144 auf 1049", rechnete Paulencu vor. Grund dafür sei die Brandserie im Mai und Juni in Weckesheim gewesen. Diese neun Einsätze verursachten 854 Einsatzstunden. Mehr könne er dazu nicht sagen, da es sich um ein schwebendes Verfahren handele. Die gemeinschaftliche Übung der sechs Wehren sei eine Stabs-Übung gewesen, die die Leistungsfähigkeit der Technischen Einsatzleitung vor Ort testete. Paulencu dankte der Reichelsheimer Feuerwehr fürs Organisieren dieser Übung, entschuldigte sich für den Unmut der entstand und für das Fernbleiben der Wehren bei der Abschlussbesprechung.

Ein wichtiger Teil der Feuerwehrarbeit sei die Brandschutzerziehung, in neun Schulungen in Kindergärten und der Grundschule im Ried informierten die Brandschutzerzieher, dafür investierten sie 200 Stunden. Der Ausbildungsstand der Truppe sei gut, 21 Feuerwehrleute bildeten sich beim Kreisfeuerwehrverband fort, sieben an der Landesfeuerwehrschule in Kassel. 75 Prozent der Reichelsheimer Feuerwehrleute hätten einen Grundlehrgang absolviert, 60 Prozent einen Sprechfunklehrgang, 45 Prozent einen Maschinistenlehrgang. "Jeder Fünfte Feuerwehrangehörige ist Gruppenführer, das ist ein sehr guter Wert", lobte Paulencu. Auch in diesem Jahr bereite sich wieder eine Gruppe aus allen Wehren auf die Teilnahme an der Leistungsübung vor. Die Einführung des Digitalfunks werde auch in diesem Jahr kommen, kündigte Paulencu an.

27 Feuerwehrleute schlossen sich freiwillig zusammen, um einen Katastrophenschutzzug zu stellen. Der Zugleiter Stefan Schiavulli forderte von den Freiwilligen sich mehr an den Schulungen und Übungen zu beteiligen. Paulencu stellte in Aussicht, dass noch 2012 ein gebrauchter Gerätewagen-Logistik angeschafft werde. Für die Feuerwehr Heuchelheim hofft er auf Effekte aus dem Dorferneuerungsprogramm, dass das dortige Feuerwehrhaus verbessert werden kann. Paulencu bedankte sich bei den Feuerwehrvereinen, die die Wehren mit 30 000 Euro unterstützten. Bürgermeister Bertin Bischofsberger lobte die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, die Wehren zeichneten sich dadurch aus, dass sie nicht nur forderten, sondern sich immer auch am Machbaren orientierten. Stadtverordnetenvorsteher und Feuerwehrmann Holger Strebert sagte zu, dass das Stadtparlament immer der Partner der Feuerwehren sein. "Das Parlament steht zur Feuerwehr." Hinsichtlich der Schulung zum Digitalfunk, die sagte Strebert als Funk-Kreisausbilder: "Alles wird gut, wenn es soweit ist." Vize-Stadtbrandinspektor Bernd Philippi, der die Versammlung moderierte, forderte von den Feuerwehrleuten Feuerwehr zu leben. "Allein bekommen wir als Führungskräfte nichts auf die Reihe."

 

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Musik gehört während der Jahreshauptversammlung der Reichelsheimer Feuerwehren dazu:
Der Musikzug Blofeld spielte zur Eröffnung der Tagung einige Lieder aus seinem vielfältigen
Repertoire.


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"Feuerwehrleute verdienen sich ihre Ehrungen", sagte Kreisbrandmeister Matthias Nickel (rechts),
als er die beiden Feuerwehrmänner Heribert Jung (Dorn-Assenheim) und Roland Sattler (Blofeld)
mit dem goldenen Brandschutzehrenabzeichen auszeichnete, weil sie 40 Jahre aktive Feuerwehr-
männer sind, von links Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert, Heribert Jung, Bürgermeister
Bertin Bischofsberger, Roland Sattler, Stadtbrandinspektor Michael Paulencu und Kreisbrand-
meister Matthias Nickel.



Kreisbrandmeister Nickel berichtet von 98 000 Notrufen, 44 000 Telefonaten, 65 000 Einsätzen

Reichelsheim (ida). 98 000 Notrufe über die 112 und 44 000 Telefonate übers Festnetz gingen im vergangenen Jahr bei der Einsatzleitstelle des Wetteraukreises im vergangenen Jahr ein. Dies berichtete Kreisbrandmeister Matthias Nickel während der Jahreshauptversammlung vor rund 100 Feuerwehrleuten der Reichelsheimer Feuerwehren in Heuchelheim. Die Wetterauer Leitstelle sei die viertgrößte in Hessen. Sie hat ihren Sitz am Europaplatz im siebten Stock des Verwaltungsgebäudes. Sie ist rund um die Uhr mit zwei Mitarbeitern besetzt, 14 Arbeitsplätze bietet sie. "Unsere Türen stehen jedem offen, kommen sie vorbei, wir führen gern Gruppen durch die Räume", sagte Nickel. Die Aufgabe der Leitstelle umfasse die eingehenden Notrufe anzunehmen, Auskünfte zu erteilen, den Funk zu überwachen, alles zu dokumentieren. In der Leitstelle ist bekannt, wo welche Betten in den Krankenhäusern frei sind. Die Leitstelle verfüge über 42 Notrufleitungen, da immer zwei Mitarbeiter arbeiteten, könnten nur zwei Anrufe gleichzeitig bearbeitet werden. Es komme vor, dass es klingelt und keiner den Anruf annehmen könne, bat er um Verständnis. Sarkastisch werde er, wenn Notrufe zu Geschehnissen eingehen, wo die Helfer längst im Einsatz sind. "Dann sage ich schon mal, sehen sie die roten Autos mit den blauen Lichtern." Auch hierfür bittet er um Verständnis. Bei extremen Einsatzlagen, wie dem starken Unwetter im Mai vor fast vier Jahren, werde die Besatzung der Leitstelle in kurzer Zeit aufgestockt. Damals koordinierte die Leitstelle binnen sechs Stunden rund 1000 Einsätze. Zum Vergleich im gesamten Jahr 2011 registrierte die Leitstelle 1900 Feuerwehreinsätze.

 

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Ein eigenes Feuerwehrauto als Spardose überreichte Stadtbrandinspektor Michael Paulencu
an Kreisbrandmeister Matthias Nickel als Dank für den Vortrag über die Leitstelle Wetterau.


Text und Bilder: Ines Dauernheim (freie Journalistin)