03.12.2014 – Plätzchen backen ist reine Kinder- und Männersache

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Chefbäcker Thomas Meyer
bestückt den Backofen.
 

Bruchenbrücken – Einmal im Jahr werden der Schulungsraum und die kleine Küche im Feuerwehrgerätehaus zu einer einzigen Backstube. Jetzt war dies wieder der Fall: Neun Männer waren den ganzen Tag als Plätzchenbäcker aktiv. Unterstützt wurden sie von sieben ihrer Kinder.

Bleibt die Frage: Warum backen Feuerwehrmänner Plätzchen? Die Antwort gibt Michael Offermann, während er Teig ausrollt. „Das war vor 15 Jahren eine ganz spontane Idee. Wir wollten, dass nach der Abschlussübung eine Schüssel Plätzchen auf dem Tisch steht“. Die ersten Plätzchenbackversuche fanden noch bei Offermann zuhause statt. Die gingen gründlich daneben. „Wir hatten ja null Ahnung“, so Offermann. Wehrführer Christoph Meyer erinnert sich: „Wir hatten das Spritzgebackene im Ofen vergessen. Die ganze Küche war verqualmt.“ Eine Nachbarin fragte angesichts des Qualms, ob es brenne. Die Antwort war einfach: „Nein, wir backen Plätzchen.“ Da lachen alle im Schulungsraum und in der benachbarten Küche, in der ein zweiter Herd aufgestellt wurde. Thomas Meyer schiebt gerade zwei Bleche mit Plätzchen in den Ofen. „Er ist unser Chef de Cuisine“ ruft dessen Bruder Andreas, der mit Volker Scheer gerade Spritzgebäckteig durch einen Fleischwolf dreht.

  20141203 BruBr Mittendrin
Alle sind voll konzentriert bei der Sache.

Thomas Meyer schätzt, dass um die 2000 Plätzchen gebacken werden. Er weiß genau, was er am Tag zuvor eingekauft hat: „Sieben Kilo Mehl, sechs Kilo Zucker, 2,4 Kilo Marzipan, zehn Pack Puderzucker, 1,5 Kilo Kokosflocken, je ein Kilo Mandeln und Haselnüsse, zwei Kilo Glasur und 120 Eier, aber die sind nicht alle für die Plätzchen“, meint er viel sagend. Auflösung später. „Das ist alles sehr kalorienarm“ witzelt er. Derweil wird im Schulungsraum laut gelacht. Die sieben Jahre alte Lisa hat ein völlig weißes Mehlgesicht. Sie hatte Mehl zum Teigausrollen auf dem Tisch verteilt und dann waren die Hände in Richtung Gesicht gegangen. Gegenüber sitzen Johanna und Ben und stechen mit Formen in den Teig. Mit drei Jahren sind sie die Jüngsten Plätzchenbäcker. Die beiden zehn Jahre alten Isabell und Annabell sind schon fast Profis. Sie legen die „Engelsaugen“ auf die Bleche und bringen sie in die Küche. „Die machen wir zum ersten Mal“ erzählt Guido Blackert. Die Rezepte wechseln. „Beim Stammtisch am Mittwoch zuvor besprechen wir das“, sagt Christoph Meyer. Glücklicherweise hat es in den letzten 15 Jahren nie einen Alarm während der Weihnachtsbäckerei gegeben. „Natürlich würden wir alles liegen und stehen lassen. Der Tobias würde hier bleiben, der hat noch keinen Lehrgang.“ Tobias Kröhl ist mit 18 Jahren der Jüngste in der bunt gemischten Truppe, in der Frauen fehlen. Christoph Meyer: „Einer hatte mal seine Frau dabei, irgendwie gab es da nur Durcheinander. Seitdem ist das Plätzchen backen bei uns reine Kinder- und Männersache.“

20141203 BruBr Uebersicht
Alle Plätzchen auf einen Blick.
 

Vor allem die Kinder haben ihren Spaß: „Wir haben schon so viel Nachwuchs, dass wir in ein paar Jahren nur noch zuschauen brauchen“, orakelt Sven Berthold. Vorbei schaut jedes Jahr Wilfried Reuß. „Das ist unser Feuerwehrurgestein, er wohnt gegenüber“, meint der Wehrführer über den 78-Jährigen, der sich auf einen Stuhl setzt und dem Treiben in der „Feuerwehrbackstube“ zuschaut. Inzwischen sind schon viele Plätzchen fertig und probieren ist Pflicht. „Die schmecken prima“ freut sich Mark(9). Johanna und Ben haben irgendwann keine Lust mehr. „Wir gehen jetzt mal Feuerwehrautos schauen“, meint Sven Berthold. Gesagt, getan. Die drei gehen ein Stockwerk tiefer in die Garagen. Nach unten zieht es gegen Mittag auch Christoph Meyer. Mit einem Sack Zwiebeln in der Hand verabschiedet er sich vorübergehend: „Ich gehe jetzt Mittagessen machen.“ Es gibt Rühreier und die werden in einer zum Küchen- und Lagerraum umfunktionierten Garage gebraten. „60 Eier brauchen seine Zeit“, meint der Wehrführer beim Eier aufschlagen. Speck und Zwiebel brutzeln bereits. Oben wird derweil Platz geschaffen. Der Teig für die Kokosmakronen ist mittlerweile auch fertig.

Ein Teil der Tische wird geputzt und eingedeckt. Dann kommt Christoph Meyer mit der großen Schüssel voller Rührei. „Das schmeckt prima“, ist der einstimmige Tenor. Nach dem Essen ist Feinarbeit angesagt: In die Vertiefungen der „Engelsaugen“ muss Marmelade gespritzt werden. Das Spritzgebackene erhält eine Schokoglasur.

Doch wofür werden eigentlich die Plätzchen gebacken? „Bei den Weihnachtsfeiern von Einsatzabteilung, Jugendfeuerwehr sowie Ehren- und Altersabteilung erhält jeder eine Tüte Plätzchen und alle freuen sich jedes Jahr darauf“, meint Christoph Meyer.

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Die Plätzchenbäcker und ihre Helfer mit dem Ergebnis ihrer Arbeit.

Text: Harald Schuchardt, Friedberg
Foto: Loni Schuchardt, Friedberg