02.12.15 - Stadt überprüft Liegenschaften für Unterbringung von Flüchtlingen / Mittel für Bau von Wohncontainern im Etat eingestellt

Reichelsheim - „Wir hoffen, dass unser Notfallplan nicht greifen muss“, sagt Bürgermeister Bertin Bischofsberger (CDU). Die Chancen dafür stünden gut. Noch im Oktober fehlten der Kommune 23 Plätze für die Unterbringung von Flüchtlingen. „Bis zum Februar haben wir genug Plätze“, vermeldet nun der Bürgermeister. Vorausgesetzt, die Zuweisungen bleiben konstant. Für 30 Personen je Quartal muss Reichelsheim Quartiere vorhalten. Erfreulicherweise bekomme die Stadt immer wieder Wohnungen angeboten, die sie als Unterkünfte ausstattet. Nichts desto trotz sei ein Notfallplan ausgearbeitet worden. „Wir haben alle städtischen Liegenschaften geprüft“, erklärt Bischofsberger. Feuerwehrhäuser, Bürgerhäuser, Jugendräume. Heraus kam eine Prioritätenliste, die vom Sportlerheim des KSV Weckesheim angeführt wird, gefolgt vom Schulungsraum der Beienheimer Feuerwehr, dem Beienheimer Vereinsraum und dem dortigen Jugendclub.

Sollte man für eine größere Anzahl von Flüchtlingen keine Bleibe finden, werde der Bürgertreff Beienheim hergerichtet. „Wir möchten nicht, wenn Wohnraum für drei bis fünf Menschen fehlt, ein Bürgerhaus schließen.“ Im Sportlerheim in Weckesheim könnten neun Personen untergebracht werden. Für bis zu 25 Menschen seien die Nebenräume des Bürgertreffs geeignet. Sollte das nicht ausreichen, würde der Bürgertreff für 60 bis 70 Personen zur Notunterkunft werden. „Tritt das ein, werden die anderen Räume wie Sportlerheim, Jugendraum und Schulungsraum geräumt“, verspricht Bischofsberger. Man habe mit den Nutzern der Räume im Vorfeld gesprochen. Der KSV Weckesheim beraumte sogar eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein. Die Beienheimer Feuerwehr informierte Bischofsberger während ihrer Hauptversammlung. Die Reaktionen seien unterschiedlich gewesen. „Es kann sein, dass unser Sportlerheim für Flüchtlinge hergerichtet werden muss“, sagt Klaus Hofmann vom KSV. Wird es länger als Notunterkunft genutzt, geht das an die Substanz unseres Vereins.“ Hofmann appelliert, leerstehenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen, damit die Vereine in gewohnter Weise aktiv bleiben können. „Es darf kein sozialer Unfrieden aufkommen.“

Enttäuscht reagierte die Beienheimer Feuerwehr, dass ihr Schulungsraum zum Notquartier werden könnte. Sie hätte sich eine bessere Kommunikation mit dem Bürgermeister gewünscht. Ehe er sie informierte, hatte das Gerücht schon die Runde gemacht. „Wir sind Tag und Nacht bereit, zu Einsätzen zu fahren. Haben wir es verdient, dass so mit uns umgegangen wird?“, kritisiert die Vereinsvorsitzende Martina Hass. Schulungsraum und Jugendraum seien für die Wehr wichtig. Die Beienheimer sind aber bereit, nach anderen Lösungen zu suchen. „Im Gespräch lassen sich da doch Möglichkeiten finden.“ Die Wehrleute sind enttäuscht, dass Feuerwehrhäuser weit oben auf der Prioritätenliste stehen. „Fürs nächste Quartal wird der Notfallplan nicht benötigt“, beruhigt Bischofsberger. Die Stadt arbeite daran, mittel- und langfristig Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. „Wir prüfen, ob und wo wir Wohncontainer aufstellen können“, erklärt der Bürgermeister. Bis zu 300.000 Euro sind dafür in den Haushaltsplan 2016 eingestellt. Darüber hinaus plane die Stadt, Sozialwohnungen zu bauen.

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 02.12.2015