06.06.2009 - Bad Vilbel (aho). Es »brennt« in der Feldbergstraße, und das Löschfahrzeug sowie der Wagen mit der Drehleiter kommen einfach nicht zu dem Haus durch, in dem im oberen Stockwerk ein Schlaganfallpatient liegt, der nur mit einer Trage über die Drehleiter gerettet werden könnte. Aber die Zufahrtswege sind so zugeparkt, dass die 2,40 Meter breiten roten Wagen nicht zu dem Haus durchkommen. Nicht nur das Leben dieses Menschen ist gefährdet.

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Stadtbrandinspektor Matthias Meffert, Erster Stadtrat Jörg Frank und der stellvertretende Feuerwehrchef Karlheinz Moll (v.l.) ziehen vorsichtig den Generator raus, um das Auto nicht zu beschädigen. (Foto: Hofmann)

Die Feuerwehr fuhr im vergangenen Jahr 436 Einsätze in Bad Vilbel. »Dass wir überhaupt nicht an die Unglücksstelle herankommen, passiert glücklicherweise nicht so oft«, erklärte Stadtbrandinspektor Matthias Meffert jetzt bei einer Presse-Rundfahrt, auf der er gemeinsam mit Brandschutzdezernent und Erster Stadtrat Jörg Frank, mit seinem Stellvertreter Karlheinz Moll und dem Ordnungspolizisten Klaus Zeller auf die neuralgischen Punkte in der Brunnenstadt hinwies.

Die Einsatzkräfte müssen vor Ort zügig und effizient arbeiten können. »Wenn wir gar nicht rankommen, müssen wir Geräte 100 oder 300 Meter weit tragen«, erzählte Meffert aus seinem Erfahrungsschatz. Aber schon beim Stromgenerator beginnen die Probleme denn die Feuerwehr darf nicht mehr als 100 Meter Stromleitungen legen, dann werde es kompliziert.

»Es waren wirklich nur drei Minuten«, erklärte der Vater, der mit seiner kleinen Tochter auf dem Arm in der Feuerwehrzufahrt vor dem Eingang zur Senioren-Residenz »Quellenhof« stand. Es half nichts: Er musste 35 Euro zahlen. Gerade das Parkverbot zwischen St.-Nikolaus-Kirche und Senioren-Residenz werde immer wieder missachtet. Dabei werde ein wichtiger Feuerwehrzugang zugestellt, der es den Fahrzeugen fast unmöglich mache zu manövrieren, erklärten Zeller und Meffert.

»Wo soll ich denn parken, wenn ich meine Kinder abholen möchte?«, empörte sich ein anderer Vater, als der Ordnungspolizist in der Lohstraße den Block zückte. Denn er hatte seinen Wagen in der Kurve direkt vor der Alten Mühle geparkt. Den Hinweis, dass es nicht allzu weit entfernt freie Parkplätze gebe, nahm er zähneknirschend hin und zahlte den Betrag ebenfalls sofort.

»Gerade zu den Abholzeiten des Kindergartens wird es hier schlimm«, sagte Zeller aus jahrelanger Erfahrung. An diesem Nachmittag verbrauchte er beim »Knöllchen«-Schreiben einiges an Tinte und Papier. Bei Feuerwehrzufahrten kenne er keine Gnade, so der Ordnungspolizist. »Das hat schon seine pädagogische Wirkung«, ist sich auch Frank als zuständiger Brandschutzdezernent sicher: »Denn 35 Euro tun schon weh.«

»Es sollte eigentlich ganz klar sein, dass man in der Spielstraße nicht parkt«, meinte Anwohnerin Nicole Unruh, die sich mit ihren beiden kleinen Töchtern das Spektakel des sich eng an den parkenden Wagen vorbei schiebenden Feuerwehrwagens ansah. Moll konnte hier die Schublade mit dem Stromgenerator zwar noch herauszuziehen. Aber ansonsten wäre es schwierig, hier bei einem Brand zügig zu helfen.

»Feuerwehrarbeit hat schon viel mit Improvisation zu tun«, erklärte Meffert. Allerdings wäre er froh, wenn die Bürger mehr mitdächten, um den Brandschutz zu erleichtern. Denn immerhin könne es immer auch um einen Notfall in der Nachbarschaft gehen. »Meist kommen wir sogar mit drei Fahrzeugen, dann geht unter Umständen gar nichts mehr«, mahnte Meffert. Manche Anwohner würden sich sogar beschweren, wenn ihre geparkten Wagen von den Einsatzfahrzeugen zugestellt würden. Meffert erklärte, dass zum Beispiel für die Drehleiter rund fünf Meter Arbeitsfläche nötig sind.

Wenn die Fahrzeuge nicht nahe genug an den Einsatzort herankommen, müssen die Einsatzkräfte die nötigen Geräte tragen. »Das kann für den rund 80 Kilogramm schweren Generator bedeuten, dass wir vier Leute zum Tragen brauchen«, erläuterte Meffert. Von den acht Leuten eines Einsatzwagens sei dann die Hälfte mit solchen Arbeiten statt mit konkreter Hilfe beschäftigt. Wenn es nicht anders geht, müssen die im Weg stehenden Fahrzeuge abgeschleppt werden. Wenn das nicht geht, können die Brandschützer unter jedem Wagenrad eine Art Rollschuh befestigen und den Wagen zu Seite stellen, um besser arbeiten zu können. »Das bindet nicht nur wertvolle und unter Umständen lebensrettende Zeit, sondern auch Personal«, kritisierte Meffert.

Auch am Schöllberg in der Paul-Gerhard-Straße gibt es immer wieder Probleme. »Gerade abends ist der Innenbereich der Kurve zugestellt«, berichtete Zeller. Dabei könnten die Anwohner problemlos außen in der Kurve parken. »Dann kommt man mit den breiten Einsatzwagen durch.« Ähnlich kritisch sei es in Massenheim, in der engen und steilen Hainstraße, wie auch auf der Straße »An der Kirche«, wenn zum Beispiel die Gäste eines Restaurants die Zufahrt zum Dorfmittelpunkt erschweren.

»Wir überlegen immer wieder, was man gegen solch gedankenloses Parken tun kann«, erklärte Meffert während der Fahrt im Drehleiterfahrzeug. »Vor allem möchten wir das Problembewusstsein in der Bevölkerung schärfen. Denn es betrifft ja nicht nur uns, sondern auch die Rettungswagen beispielsweise vom Roten Kreuz.«

Text und Bild: Wetterauer Zeitung online vom 06.06.2009