27.11.2012 – Überraschende Großübung für Feuerwehren und Rettungsdienste – Positives Resümee der Beobachter

Vorwort

Die Organisatoren der Übung am vergangenen Wochenende in Gedern hätten nie daran gedacht, dass nur 48 Stunden später ein bei der Übung dargestelltes Szenario in Deutschland zur grausamen Realität werden könnte. Das verheerende Feuer in einer Behindertenwerkstat in Süddeutschland mit 14 Todesopfern hat leider gezeigt, wie wichtig derartige Übungen sind.

Die kritischen Stimmen über die Übung, wie zum Beispiel „muss so was sein, ich habe wirklich Besseres zu tun“ oder „so ein Quatsch, muss man sich hier den Samstagnachmittag rumtreiben“ und auch von „Bordsteinkommandanten“, die so gar keinen Sinn für dieses in ihren Augen überflüssige Aufgebot an Feuerwehr und Rettungskräfte, die mal so zum Spaß mit Martinshorn durch Gedern fuhren, sind angesichts der Bilder aus Titisee-Neustadt sicherlich verstummt.

Doch wie lange beleibt dies so. Im Internet war die Tragödie bei t-online bereits am nächsten Morgen kein Thema mehr. Wer etwas zu den Ereignissen wissen wollte, musste sich schon über Suchmaschinen informieren. Schade, aber so schnell sind Nachrichten eben Nachrichten von gestern.

Wolfgang Kunert

Gedern – Explosionen erschütterten am Samstag gegen 15.50 Uhr das Wohnheim der Behindertenhilfe Wetterau im Prinzengarten in Gedern. Zuvor waren schon dicke schwarze Rauchschwaden weithin sichtbar aufgestiegen. Kurz nach dem ersten lauten Knall wurden auch schon die Feuerwehren Gedern, Ober-Seemen und Wenings alarmiert. Bereits auf der Anfahrt zum Wohnheim erkannte Wehrführer und Einsatzleiter Maic Neunert, dass die bisher alarmierten Kräfte nicht ausreichen würden.

So ließ er, kurz nachdem er und die ersten Einsatzkräfte vor Ort waren und sich einen ersten Überblick über die Lage verschafft hatte, die Ortsteile Steinberg, Nieder- und Mittel-Seemen nach alarmieren. Parallel dazu wurden drei Rettungswagen sowie ein Notarzt, der diensthabende Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes und der Leitende Notarzt zur Einsatzstelle angefordert.

Zu diesem Zeitpunkt hatten Neunert und auch die meisten der Feuerwehrleute vor Ort erkannt, dass es sich um eine bis dahin geheim gehaltene Übung handelte. Eine in Feuerwehrkreisen als Inspektionsübung bezeichnetes fast realistisches Szenario unter Beobachtung örtlicher Feuerwehrführungskräfte, mit Stadtbrandinspektor Andreas Haas an der Spitze und des Kreisbrandinspektors Otfried Hartmann.

Trotz der Erkenntnis, dass es sich um eine Übung handelte, wurde der Einsatz als real abgearbeitet. Zwischenzeitlich hatte Neunert Unterstützung durch Ortenbergs Stadtbrandinspektor Lars Henrich in Funktion als stellvertretender Kreisbrandinspektor bekommen. Gemeinsam sorgten sie für den ordnungsgemäßen Einsatz der 100 beteiligten Feuerwehrleute und der über 20 Kräfte der eingebundenen Rettungskräfte.

Als Erste mussten sechs von dem Feuer eingeschlossenen Bewohnern gerettet werden. Sie waren, dargestellt durch Mitglieder der Bergwacht Schotten, von einem speziell ausgebildeten Mitglied der Johanniter Unfallhilfe, sehr realistisch mit Brandverletzungen und anderen Wunden geschminkt worden. Für Feuer und Qualm hatten Pyrotechniker der Feuerwehr Bad Vilbel gesorgt. Das Szenario wurde bis in das fast letzte Detail abgewickelt. Dazu gehörte zum Beispiel auch, dass beim Standortverwalter der Schlossbergklinik, Olaf Kromm, telefonisch nach der Möglichkeit gefragt wurde, Bewohner des Wohnheims in der Klinik unterzubringen. Schließlich war das Heim durch „Rauch und Feuer“ unbewohnbar geworden. Für die Stadt Gedern war Erster Stadtrat Herbert Weber vor Ort. Auch er wurde in die Lage eingebunden und stand der Einsatzleitung für Informationen vonseiten der Stadt zur Verfügung.

Nach rund einer Stunde war Übungsende und die eingesetzten Kräfte versammelten sich im Feuerwehrhaus in Gedern zur Abschlussbesprechung. „Wir haben erkannt, wie wichtig eine solche Übung in einem Objekt wie dem Wohnheim der Behindertenhilfe ist“, zog Hartmann ein erstes allgemeines Resümee. Gederns Stadtbrandinspektor unterstrich dabei die Notwendigkeit, die Übung im Vorfeld absolut geheim zu halten. „Nur so war es uns als Beobachter möglich, ein realistisches Einsatzszenario zu bewerten. Und diese Bewertung fällt sehr gut aus“, so Haas. Es gebe zwar den einen oder anderen Kritikpunkt, diese werde man allerdings intern mit den verantwortlichen Führungskräften von Feuerwehr und Rettungsdiensten besprechen. Auch als erkannt wurde, dass es sich um eine Übung handelte und es Samstagnachmittag war, wurde der Einsatz professionell abgearbeitet. Die Übung habe auch gezeigt, welchen physischen und psychischen Belastungen die Einsatzkräfte bei einem solchen Brandobjekt ausgesetzt sind. Weber dankte den eingesetzten Kräften für deren freiwilliges Engagement, zu jeder Tages- oder Nachtzeit.

Text und Bilder: Wolfgang Kunert, FF Gedern

Bilder der Übung

Flammen und Rauch sorgten für realistische Szenen.
zurück  Album 1/2  weiter