30.11.2012 – Erste von drei Schulungen für die Feuerwehrleute

Nieder-Mockstadt – Angekündigt war er bereits im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2006, doch seine Einführung musste immer wieder verschoben werden. Jetzt steht die Umstellung auf den Digitalfunk für die Rettungsdienste, die Feuerwehren und natürlich auch die Polizei unmittelbar bevor. Grund genug für den Wetteraukreis seine Einsatzkräfte in den Freiwilligen Feuerwehren mit der neuen Technik, den Veränderungen und den Verbesserungen, vertraut zu machen.

Für Florstadt wurde am Wochenende im Gerätehaus in Nieder-Mockstadt eine „Kick-Off“-Veranstaltung für die Wehren aus Staden und Nieder-Mockstadt abgehalten, die auch von Bürgermeister Herbert Unger zu einer Stippvisite genutzt wurde. Der Rathauschef, der „beim Bund selbst zu den Funkern gehörte“, erkundigte sich nach Schulungsverlauf und Praxistauglichkeit. Offensichtlich lohne sich die Investition, auch wenn das Stadtoberhaupt angesichts der vom Land Hessen geforderten Umrüstung auch gerne das Konnexitätsprinzip ins Gespräch brachte, wonach der bezahle, der auch bestellt habe. Doch in einem Gespräch mit dem damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch sei ihm schnell klar geworden, dass das Land nur die Umrüstung seiner Polizei übernehmen werde. Rettungsdienste, Katastrophenschutz, Werk- und Freiwillige Feuerwehr müssten sich anschließen, um nicht im Funkloch zu stehen. Denn eins war damals bereits sicher: der Analogfunk, wie er derzeit noch funktioniert, wird irgendwann abgeschaltet. Florstadt gehört mit seinen Ausbildungsterminen zu den ersten im Wetteraukreis, seit August laufen die achtstündigen Schulungen. Harte Arbeit für die Einsatzkräfte, die an regelmäßige Aus- und Weiterbildungsseminare gewöhnt sind. Der vierstündigen Vorstellung der neuen Geräte und Technik in der Theorie am Freitagabend folgte ein ebenfalls vierstündiger Einstieg in die Praxis. Durchgespielt wurden dabei nicht nur verschiedene Situationen, sondern auch die richtige Nutzung der Eigenheiten und Vorzüge der neuen Funkgerätegeneration.

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Einsatzmitglieder der FF Staden und FF Nieder-Mockstadt nahmen gemeinsam an der theoretischen Schulung teil.

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Bürgermeister Herbert Unger erkundigt sich bei einer Stippvisite nach dem Schulungsverlauf und der Praxistauglichkeit der neuen Geräte.
v.l.: Jens Christiansen, Bürgermeister Herbert Unger und Norbert Gerlach.

Als Ausbilder in Nieder-Mockstadt fungierten Jens Christiansen (Bad Nauheim), Marco Reis (Nieder-Florstadt) und Norbert Gerlach vom Deutschen Roten Kreuz. Denn auch für die Verständigung mit den Rettungssanitätern gibt es im Ernstfall künftig Neuerungen zu beachten.

Grundsätzlich bietet der Digitalfunk trotz seiner für die Kommunen kostenträchtigen Einführung viele Vorteile. Fahrzeuge und Einsatzkräfte müssen zwar mit komplett neuen Geräten ausgestattet werden. Doch die sehr gute und gleich bleibende Sprachqualität, die noch dazu keinerlei Verluste in der Reichweite mit sich bringt, tröstet hier über vieles hinweg. Außerdem bietet der Digitalfunk durch Verschlüsselung Sicherheit gegen Abhören. Mit der neuen Technik hören nicht mehr alle den kompletten Funkverkehr. Die Einsatzleiter müssen gezielt einzelne Teilnehmer (Truppführer, Atemschutzgeräteträger) oder auch Gruppen anfunken. Das Florstädter Stadtgebiet wurde zudem in die beste Stufe der Versorgungsgüte eingestuft; hessenweit sollen in 82 Prozent der Landesfläche diese Versorgungsgüte erreicht werden. Sie setzt sich aus der Dichte der Basisstationen und der Geländebeschaffenheit zusammen.

Positiv werteten die Teilnehmer im Florstädter Digitalfunk- Kick-Off, dass bei der Sprachübertragung keinerlei störende Nebengeräusche mit übertragen werden. Grundsätzlich funktioniere die Digitaltechnik nur in zwei Zuständen: Eins und Null. „Das bedeutet: es geht oder es geht nicht“, brachte es Bürgermeister Unger auf den Punkt. Unverständliche oder qualitativ schlechte Funksprüche wird es demnach in Zukunft nicht mehr geben.

Für die sechs Florstädter Stadtteilwehren konnten laut Stadtbrandinspektor Friedhelm Schmidt, der der Auftaktschulung in Nieder-Mockstadt ebenfalls aktiv beiwohnte, bereits 54 Geräte für den Digitalfunk angeschafft werden. Insgesamt sollen es 80 plus drei Explosionsgeschützte werden, so Schmidt, der bereits ab dem Januar 2013 im Übungsbetrieb digital funken lassen will. Das hänge jedoch von Forstschritten beim Einbau der Lagegeräte in den Fahrzeugen ab.

Die Einsatzkräfte jedenfalls mussten lange auf die neue Technik warten und sind entsprechend „heiß“, das Erlernte möglichst bald in den Feuerwehralltag übernehmen zu können. Noch im Dezember werden zwei weitere Schulungen für je zwei Stadtteilwehren stattfinden.

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Die Kreisausbilder Jens Christansen und Norbert Gerlach arbeiten Hand in Hand.

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An der praktischen Schulung wurde die Gruppe in je 20 Teilnehmer aufgeteilt.

Text: Stephan Lutz
Bilder: Stephan Lutz, Martin Höhr und Manfred Schubbert