06.01.2011 – Entwarnung nach Großeinsatz der Hilfskräfte – Keine Verletzten

Ranstadt (rwi) – Am Mittwochabend ereignete sich gegen 19.30 Uhr bei einer Verpackungsfirma in der Bahnhofstraße ein Chemieunfall. Nach Informationen der Polizei sollten in der "Mischerei" verschiedene Trockensubstanzen für ein Waschmittel gemischt werden. Hierbei kam es aus bisher nicht bekannten Gründen zu einer chemischen Reaktion. Die dadurch ausgelöste Rauchentwicklung wurde von den anwesenden Arbeitern im Produktionsbereich sofort bemerkt. Sie konnten ohne Beeinträchtigungen den Gefahrenbereich verlassen. Die Produktion wurde auf Anordnung der Firmenleitung sofort eingestellt. Personen wurden nicht verletzt.

Auf Grund dieser Informationen ging die Zentrale Leitstelle Wetterau in Friedberg von einem Gefahrgutunfall aus. Entsprechend der Alarmierungsordnung wurden außer der Freiwilligen Feuerwehr Ranstadt weitere Feuerwehreinheiten mit Gefahrgutausrüstung und Rettungsdienste aus dem gesamten Kreisgebiet alarmiert. Der stellvertretende Kreisbrandinspektor Michael Kinnel ließ zusätzlich einen Gerätewagen der Berufsfeuerwehr Frankfurt mit spezieller Messtechnik für die Identifizierung von Gefahrgütern nachalarmieren. Im Laufe des Einsatzes waren über 160 Feuerwehrleute und 20 Kräfte der Rettungsdienste und Polizei an der Einsatzstelle.

Feuerwehrleute in Chemikalienschutzanzügen (CSA) erkundeten die Lage. Der GABC-Zug betrieb die Dekontamination der CSA-Träger. Zum Schutz der Einsatzkräfte vor den winterlichen Temperaturen wurden Zelte und der Betreuungscontainer aufgebaut. Im näheren Umfeld der Firma wurden durch die Polizei Lautsprecherdurchsagen – mit dem Hinweis Fenster und Türen geschlossen zu halten – durchgeführt.

Die Erkundung und Auswertung ergab, dass es sich bei dem Havariegut um etwa 800 Kilogramm eines Waschmittelgemisches handelte. Größter Anteil war Natriumcarbonat-Peroxyhydrat (Stoffnummer 3378, siehe Kasten). Dieses Produkt wirkt brandfördernd und setzt bei Kontakt mit Wasser Gase und Dämpfe frei. Diese können zu einer Reizung der Augen und Atemwege führen.

Unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen füllten Feuerwehrleute in Schutzanzügen das Salzgemisch in Edelstahlbehälter.

Die weitern Ermittlungen zur Schadensursache werden vom Regierungspräsidium Darmstadt "Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt" und von der Kriminalinspektion für Umweltdelikte geführt. Beeinträchtigungen der Rettungskräfte und Passanten lagen nicht vor. Angaben über die Schadenshöhe sind derzeit nicht möglich.

 

Stoffname
Stoffnummer
Gefahrnummer
Erscheinungsbild
Eigenschaften




Verwendung
Natriumcarbonat-Peroxyhydrat (Natriumpercabonat)
3378
50
geruchlose Salzkristalle
gut löslich in Wasser (stark alkalisch)
als Feststoff reizend und ätzend
nicht brennbar
Unter Wärmeinwirkung (>50 °C) wird Wasserstoffperoxid abgespalten, das zu Wasser und aktivem Sauerstoff (brandfördernd) zerfällt.
Bestandteil von Wasch- und Reinigungsmitteln

 

Bilder: Desiree Goldstein, Ranstadt (3)
Alexander Hitz, Redaktion KFV Wetterau (10)

 

Die Galerie zeigt Bilder des Einsatzes.
(Mit dem Klick auf ein Bild startet die Galerie)


{gallery}2011/Ranstadt/20110105_Gefahrguteinsatz{/gallery}