07.11.2012 – Bei unkonventionellen Aufgaben ist Kreativität gefragt

Nieder-Mörlen – Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen stehen diskutierend um einen Schaummittelkanister. Der wird später mit immensem Aufwand auf eine Tischtennisplatte gehoben. Eine andere Gruppe fädelt mit einem Einreißhaken eine Leine durch ein Gitter. Eingeweihte, die das sehen wissen dann: Die Feuerwehr Nieder-Mörlen veranstaltet wieder ihren »Tüftelabend«.

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Aufgabe: Anheben des Steckleiterteils um 10 Zentimeter ohne es anzufassen.

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Zuerst die Idee -
und dann die Umsetzung

Dieser Übungsabend ist seit Jahren fester Bestandteil im Dienstplan der Einsatzabteilung. Auch wenn dies alles wie eine Spielerei aussieht, steckt dahinter das Konzept von Teambildung und Förderung der Kreativität. Gilt es doch mit den vorhandenen Mitteln der Einsatzfahrzeuge ungewöhnliche, nicht alltägliche Aufgabenstellungen zu lösen. Dabei ist das vorhandene Material kreativ und materialschonend, aber vor allem auch sicher einzusetzen. Genauso wie es beim nächsten Einsatz erforderlich sein kann.

Und wie verläuft solch ein Übungsabend ab?

Je nach Mannschaftsstärke werden Gruppen von etwa 6 bis 8 Einsatzkräften gebildet. Denen wird dann ein Einsatzfahrzeug zugeteilt. Ein späterer Wechsel der Besatzungen kann dabei mit eingeplant werden.

Wenn das erforderliche Material bereit liegt, etwa der vorher erwähnte Schaummittelkanister, erhält die Gruppe ihre Aufgabenstellung. Dieser Auftrag ist allerdings meistens mit mehr oder weniger großen Einschränkungen gespickt. So etwa Material, das nicht eingesetzt werden darf oder Flächen, die während der Lösung der Aufgabe nicht betreten werden dürfen.

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Wie kommt die Krankentrage an der Wand über den Schaummittelbehälter? Diskussion einer Möglichkeit.

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Und so funktioniert es!

Dann sollen die Gruppen eine Lösungsmöglichkeit erarbeiten. Hierbei zeigt sich immer wieder, dass dabei streng hierarchische Führungsstrukturen eher hinderlich sind. Sie behindern oft die freie Entfaltung der Kreativität des Einzelnen. Nach der Findung eines gemeinsamen Lösungsansatzes geht es dann an die Umsetzung. Die muss natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Dienstvorschriften und der UVV erfolgen.

Nach mehreren Durchgängen mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben hat sich gezeigt, dass die Kreativität schier unendlich ist. Jeder, der eine solche Übung vorbereitet muss sich natürlich selbst erst einmal eine Lösung ausdenken und sie eventuell vorher einmal ausprobieren. Bisher ist es erst wenige Male passiert, dass der vorher ausgedachte Lösungsansatz tatsächlich angewendet wurde. In den meisten Fällen wurden völlig andere Wege ausgearbeitet um die Aufgabenstellung zu lösen.

Genau dieses kreative Arbeiten ist Sinn und Zweck der Übung. Könnte es doch beim nächsten Einsatz schon notwendig sein die volle Kreativität zu nutzen um die Einsatzlage in den Griff zu bekommen. Schließlich möchte kein Feuerwehrmann und keine Feuerwehrfrau jemals in die Lage kommen und sich selbst eingestehen müssen: „Ich habe keine Idee mehr wie ich hier helfen kann …“

Text und Bilder: Wolfgang Brang, FF Nieder-Mörlen